Ansteckender als Corona: Millionen Menschen sind von Virus bedroht

Die Zahl der Corona-Fälle in Deutschland ist wieder rückläufig. So sehr, dass Virologen wie Christian Drosten darauf drängen, die Pandemie für beendet zu erklären. Doch eine neue Virusbedrohung schwebt über Deutschland: Millionen von Menschen werden sich in diesem Winter in Deutschland infizieren.

Nach Angaben des RKI ist die Zahl der Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner in den letzten 7 Tagen von 260,6 auf 194,7 gesunken. Es erkranken nicht nur weniger Menschen an Corona, sondern die Erkrankungen verlaufen meist milder und sind schneller vorbei als früher. Sie stellen auch eine geringere Belastung für die Gesundheitsversorgung dar. Deshalb glauben Gesundheitsexperten, dass die Pandemie in Deutschland zu Ende ist.

Deutschland hat jetzt größere Sorgen: Die Zahl der Grippefälle und der Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytialvirus (RSV) steigt in besorgniserregendem Ausmaß an. Viele Krankenhäuser sind in Gefahr, überlastet zu werden. Besonders besorgniserregend ist die Zahl der Kinder, die sich mit RSV infizieren. Bei Erwachsenen verläuft eine Infektion mit diesem Virus in der Regel mild, aber bei Kleinkindern und jungen Kindern können schwere Symptome auftreten.

Da die Mehrheit der Kinder in den letzten beiden Jahren von Virusinfektionen relativ isoliert war, erleben viele in diesem Jahr ihre ersten RSV- und Grippeinfektionen. In den Proben, die von Ärzten aus ganz Deutschland an das RKI geschickt wurden, war die Grippe am häufigsten vertreten, gefolgt von RSV, das in etwa 16 % der Proben gefunden wurde. Sars-Cov-2 war nur in 5 % der Proben vorhanden. In einigen Proben wurden auch mehrere Viren gefunden.

In den USA sprechen Wissenschaftler von einer “Tripledemic”. In Deutschland ist die Arbeitsbelastung in Kliniken und Kinderkrankenhäusern schon fast am Limit. Ein Ende der Winterinfektionswelle ist noch nicht in Sicht. Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) warnt bereits vor der Gefahr von Bettenengpässen auf pädiatrischen Intensivstationen.

Angesichts des Drucks auf das Gesundheitssystem raten Gesundheitsexperten dringend dazu, sich in diesem Winter zusätzlich gegen Grippe impfen zu lassen. Es gibt keinen Impfstoff gegen RSV, nachdem ein früher Impfstoffversuch 1966 mit dem Tod eines Kindes endete. Kürzlich haben jedoch vier verschiedene Pharmaunternehmen, darunter Pfizer, bekannt gegeben, dass sie sich in der klinischen Erprobungsphase für einen neuen RSV-Impfstoff befinden.