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Doppelte Staatsangehörigkeit: Deutschlands Grenzen werden immer offener

Deutschland gehört zu den Ländern mit den strengsten Regelungen zur Staatsbürgerschaft in Europa. Das soll sich nun ändern. Für Tausende von Menschen soll es künftig einfacher werden, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erwerben. Das sind die Maßnahmen, die Bundeskanzler Scholz umsetzen will.

In Deutschland leben über 10 Millionen Menschen, die keinen deutschen Pass haben. Viele haben keine Wahl: In ihren Herkunftsländern ist es nicht möglich, die Staatsbürgerschaft aufzugeben. Andere haben starke familiäre Bindungen zu ihrem Geburtsland, nennen Deutschland aber ihr Zuhause.

Nicht die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen zu können, hat größere Auswirkungen als nur einen anderen Pass zu haben. Niklas Harder vom Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) erklärt: “Aus demokratietheoretischer Sicht ist es eindeutig ein Problem, wenn so viele Menschen, die schon so lange hier leben, nicht wählen dürfen und kein Mitspracherecht bei Gesetzen haben, die sie betreffen”.

Rund 5,7 Millionen Menschen, die seit mehr als 10 Jahren in Deutschland leben, befinden sich in dieser Situation. Das soll sich mit dem Vorschlag der Bundeskanzlerin nun ändern: Die Einbürgerung soll beschleunigt werden, um Fachkräften, die nach Deutschland einreisen und ein Zuhause für ihre Familie schaffen wollen, mehr Sicherheit zu geben und ein stärkeres Engagement für das Land zu fördern.

Der von der Bundesregierung vorgelegte Entwurf sieht folgende Änderungen vor: Die Verkürzung der Aufenthaltsdauer in Deutschland von 8 auf 5 Jahre, um die Staatsbürgerschaft beantragen zu können. Die Möglichkeit, eine doppelte Staatsangehörigkeit zu erwerben.

Untersuchungen haben gezeigt, dass eine beschleunigte Einbürgerung von Vorteil ist: Die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt verbessert sich, und Kinder erzielen bessere Leistungen in der Schule. Studien in der Schweiz haben gezeigt, dass die Einbürgerung zu einem besseren sozialen Zusammenhalt führt, so Harder.

Derzeit hat Schweden unter den europäischen Ländern die höchste Einbürgerungsrate: Im Jahr 2021 wurden rund 10 Einbürgerungen pro 100 ausländische Einwohner gewährt. Deutschland, so Scholz, werde in den kommenden Jahren daran arbeiten, die Zahl der Einbürgerungen zu erhöhen, um mehr ausländische Fachkräfte zu gewinnen, die sich langfristig niederlassen wollen.