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Gasstopp! Russland stoppt Gaslieferungen

Russland macht ernst. Am Mittwoch soll der erste Gashahn Richtung Europa zugedreht sein. Betroffen sind alle russischen Gaslieferungen in zwei EU-Länder. An der Börse sorgte die Meldung für massive Unruhe. Signifikante Kurseinbrüche waren zu beobachten – allerdings (noch) kein Börsencrash.

Am Dienstagabend wurde bekannt gegeben, dass Russland kein Gas mehr nach Polen liefert. Kurz darauf meldete auch Bulgarien, dass ein Gaslieferstopp angekündigt worden sei. Der Beschluss soll ab Mittwoch wirken. Hintergrund ist die russische Forderung, Gas nur noch gegen Rubel zu liefern. Polen war dieser Aufforderung nicht nachgekommen und hat eine letzte Frist verstreichen lassen. Bulgarien verwies auf geltende Verträge und verweigerte wohl ebenfalls die Zahlung in der russischen Landeswährung.

Nun macht Russland ernst und dreht den Gashahn zu. Die Meldung sei aus Regierungskreisen und der Industrie bestätigt worden, berichtete „Oned“, eines der größten polnischen Nachrichtenportale.

An der Börse sorgte die Meldung noch am frühen Dienstagabend für Unruhe. „ntv“ bewertete die entstandenen Einbrüche als „nicht dramatisch in diesen volatilen Zeiten, aber doch deutlich“. Der Gaspreis schnellte sofort nach oben. Das wiederum könnte weitere Konsequenzen nach sich ziehen.

Der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki zeigte sich zunächst entspannt. Sein Land sei auf die Diversifizierung der Gasversorgung vorbereitet. Schlimme wirtschaftliche Schäden befürchtet man nicht. Auch Bulgarien reagierte gelassen und verwies auf alternative Gasquellen.

Polen zeigte bis zuletzt eine harte Linie in Bezug auf die Sanktionen gegen Russland. Die Regierung in Warschau unterstützt eine Öl- und Gasembargo ohnehin. Bis Ende des Jahres wollte Polen unabhängig von den russischen Importen werden.

Bisher floss russisches Gas über die Jamal-Pipeline nach Polen. Der polnische Vertragspartner PGNiG SA bestätigte, den geplanten Gasstopp. Das Unternehmen betonte aber, dass es sich dabei um einen Vertragsbruch handele und man bemühe sich die Gaslieferungen zu erhalten.

Die deutsche Politik will unter allen Umständen einen Gaslieferstopp zwischen Russland und Deutschland verhindern. Alternativen für russisches Gas lassen sich auf die Schnelle nicht organisieren und die Industrie hierzulande ist schwer abhängig von den Gasimporten. Versiegt das Gas nach Deutschland, rechnen Experten mit einer schweren Rezession. Die Volkswirtschaft könnte zwischen drei und sechs Prozent schrumpfen. Ein solcher Einbruch würde sich nicht zuletzt auf dem Arbeitsmarkt schmerzhaft bemerkbar machen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bemüht sich, Unabhängigkeit von russischem Gas zu schaffen. Es dauere jedoch mindestens zwei Jahre bis diese garantiert werden könne, sagte der Grüne-Politiker. Dafür müssen unter anderem spezielle Häfen gebaut werden, um Flüssiggas aus Katar und den USA empfangen zu können. Beim Öl gestalte sich der Ausstieg einfacher. Nur noch 12 Prozent des deutschen Ölbedarfs werden von Russland gedeckt. Ein Ölembargo sei demnach verkraftbar.