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Knallharte Pflege-Reform: Wer Pflege braucht, muss künftig selbst bezahlen

Es ist mal wieder die FDP, die eine knallharte Pflege-Reform fordert, und die Bürger zur Kasse bittet. Bundestagsabgeordnete Claudia Raffelhüschen (54) erklärte gegenüber der BILD Zeitung: „Das erste Jahr, das ein Mensch in Pflege kommt, das bezahlt man selbst.“

Anders ginge es nicht mehr. Die Kosten würden alles übersteigen, was der Staat in der Lage ist zu bezahlen. Denn früher sei „die Familie für den zu Pflegenden aufgekommen, solange sie sich das leisten kann“. Heute zahlt nur das Deutschland – und das gehe so einfach nicht mehr weiter. Und das trotz Pflegeversicherung.

Gleicher Meinung ist übrigens auch Wissenschaftsprofessor Stefan Kooths (53). Er bezeichnet den Vorschlag Raffelhüschens als „vernünftig“. Die Reform-Anregung der FDP-Politikerin sei „ein Schritt in Richtung mehr Eigenverantwortung und gegen den Trend der Vollkasko-Mentalität.“

Ganz anders sehen das aber logischerweise die Sozial- und Pflegeverbände unseres Landes und gehen auf die Barrikaden.

Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbands (SoVD), hat hierzu eine klare Meinung: „Der Vorschlag ist ein Skandal! Die Pflegeversicherung ist 1995 ins Leben gerufen worden, um die im Falle der Pflegebedürftigkeit entstehenden Pflegekosten in der Regel zu übernehmen. Schon das ist seit Jahren durch immer stärker steigende Zuzahlungen massiv untergraben worden.“

Bauer empfindet die jetzige Entwicklung als schlichtweg „beschämend“.

Und auch Verena Bentele vom Sozialverband Vdk nimmt den Pflege-Reform-Vorschlag ins Visier: „Ehepartner und Kinder pflegen jahrelang in den eigenen vier Wänden. Das kostet nicht nur viel Kraft und Nerven, sondern auch Geld. Das Heim ist immer nur der letzte Ausweg, oft nach Jahren“, meint Bentele.

Doch nicht nur von den Sozial- und Pflegeverbänden hagelt es Kritik. Auch aus der CDU regt sich Widerstand.

Der CDU-Gesundheitsexperte Tino Sorge meint zu dem Vorschlag der FDP: „Gesundheits- und Pflegepolitik ist zu komplex, um Probleme mit radikalen Schnellschüssen zu lösen. Die Fachpolitiker in der FDP wissen das auch.“