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Kretschmann mit Paukenschlag: Deutsche arbeiten zu wenig – Fachkräftemangel ist kritisch

Deutsche arbeiten weniger Stunden als die Arbeitnehmer in jedem anderen Land der EU. Das ist das Ergebnis einer Studie des European Industrial Relations Observatory (EIRO). Und diese geringen Stunden führen zu einem Mangel an Arbeitskräften, der sich besonders im öffentlichen Dienst bemerkbar macht. Es muss sich dringend etwas ändern. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) schlägt vor, dass längere Arbeitszeiten kommen müssen.

Lehrbereich am stärksten betroffen

„Wo auch immer ich hinkomme: Der Fachkräftemangel ist das Top-Thema“. Kretschmann plant eine konkrete Erhöhung der Jahresarbeitszeit in den Bereichen, in denen es am meisten gebraucht wird. Am stärksten vom Fachkräftemangel in Baden-Württemberg betroffen ist derzeit der Lehrbereich.

Kretschmann sieht den Mangel an Lehrern und Erziehern an den Schulen dadurch verstärkt, dass viele Arbeitnehmer die sehr flexiblen Teilzeitmöglichkeiten in diesem Bereich nutzen. Kretschmann will, dass alle im Bildungsbereich etwas länger arbeiten, um das Defizit auszugleichen.

Er glaubt, wenn alle Teilzeitlehrer nur eine Stunde länger arbeiten würden, wäre das so, als würde man zu den jetzigen Bedingungen tausend zusätzliche Lehrer einstellen. Zu diesem Zweck ist die Landesregierung aktuell dabei, die Mindestarbeitszeit der Lehrkräfte in den Blick zu nehmen.

Kein Nachholen der Feiertage wahrscheinlich

Wie viele andere Orte in Deutschland hat Baden-Württemberg seinen Anteil an ukrainischen Flüchtlingen aufgenommen, darunter 9000 Kinder, die zur Schule gehen müssen. Dies hat dazu geführt, dass die Problematik des Lehrermangels stark in den Vordergrund gerückt ist. Obwohl Kretschmanns Vorschlag eine mögliche Lösung des Problems bietet, ist er keineswegs allgemein beliebt.

So stehen Kretschmanns Pläne in direktem Gegensatz zu denen seiner Parteikollegin Beate Müller-Gemmeke, die sich dafür ausspricht, dass Arbeiter Feiertage nachholen können, wenn sie auf ein Wochenende fallen. Eine Zustimmung zu Müller-Gemmekes Vorschlag würde bedeuten, dass viele noch weniger Stunden arbeiten würden.

Auch GEW-Vorsitzende Monika Stein wirft Kretschmann schwere Versäumnisse vor. Laut Stein sei das Problem des Lehrermangels schon lange massiv, und die Politik habe nicht ausreichend gegengesteuert. Kretschmann rät derweil, nicht aus Reflex zu handeln.