Die vom russischen Staatskonzern Gazprom betriebene Gaspipeline Nord Stream 1 ist wieder in Betrieb genommen worden. In ganz Europa atmen die Länder auf, denn es war keineswegs sicher, dass die russischen Gaslieferungen wieder aufgenommen werden würden. Doch die Drohung, die Lieferungen komplett einzustellen, hat erneut Panik ausgelöst: Wenn es Putins Ziel ist, Deutschland in große Sorge und Chaos zu versetzen, scheint es ihm zu gelingen.
Robert Habeck bezeichnete die drohende Gasknappheit als eine Situation, die “Deutschland vor eine Zerreißprobe stellen wird, die wir lange so nicht hatten.” Schon jetzt mehren sich die politischen Meinungen darüber, was Deutschland tun sollte. Fast jeden Tag werden neue Lösungen vorgeschlagen oder gefordert.
Kürzlich forderte Sahra Wagenknecht (Linke) eine Aufhebung der Russland-Sanktionen. Sie argumentiert, dass es kaum Beweise dafür gibt, dass die Sanktionen Auswirkungen auf die russische Wirtschaft haben, Deutschland aber unter den Auswirkungen einer reduzierten Gasversorgung leidet.
Wagenknecht will, dass die Sanktionen aufgehoben werden, um Russland zur Wiederaufnahme der Gaslieferungen zu bewegen. Diese Ansicht wird nicht von der gesamten Linken unterstützt, sondern bleibt vorerst die Meinung einiger weniger.
Zu den weiteren Lösungen, die mit Nachdruck vorangetrieben werden, gehört die Überholung der deutschen Kernkraftwerke. Da ein großer Teil des deutschen Gasverbrauchs immer noch für die Stromerzeugung verwendet wird, könnte eine stromerzeugende Alternative eine beträchtliche Gaseinsparung ermöglichen.
Bisher wurde dieser Vorschlag von der Ampel-Regierung rundweg abgelehnt. Gegen Strom aus Kernkraft wurde unter anderem argumentiert, dass die deutschen Kernkraftwerke veraltet seien und aus Sicherheitsgründen zum Jahresende abgeschaltet werden müssten.
Doch auch hier könnte sich nun ein politischer Meinungsumschwung abzeichnen. Die Bundesregierung prüft derzeit die Option, eines der Kernkraftwerke zur Versorgung Bayerns am Netz zu halten. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder schlug Alarm, da Bayern aufgrund seiner Lage und seiner Industrie am stärksten von einer Gasverknappung betroffen sein würde.
Laut Söder sind dringende Maßnahmen erforderlich: Er hatte zuvor vorgeschlagen, Naturschutzgebiete für Windkraftanlagen umzuwidmen, um die Stromproduktion zu erhöhen. Stattdessen erwägt die Staatsregierung nun in einer völligen Kehrtwende ihrer bisherigen Politik den verlängerten Betrieb des Kernkraftwerks Isar 2.
Foto: Wladimir Putin, Kremlin.ru, CC BY 4.0, via Wikimedia Commons
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