Russen sprechen von Atomwaffeneinsatz mit “erschreckender Alltäglichkeit”

Seit dem Untergang des russischen Flaggschiffs, der Moskwa, am 14. April wurde viel über das Ausmaß der russischen Vergeltungsmaßnahmen gegen die Ukraine spekuliert. In den letzten Tagen wurden vermehrt russische Luftangriffe beobachtet, darunter ein verheerender Angriff auf die Neptun-Raketenfabrik, die die Rakete hergestellt haben soll, die die Moskwa getroffen hat. Nun ist auch vom Einsatz taktischer Atomwaffen die Rede. Wie ernst ist Russland?

Russische Medien fordern den Einsatz von Atomwaffen

Zunächst gab es Berichte über eine Zunahme der Zahl russischer Luftangriffe im Osten der Ukraine. Dann, Anfang letzter Woche, wurde ein Raketenangriff auf Lemberg gemeldet. Lemberg liegt im Westen der Ukraine und ist einer der Orte, an den viele vertriebene Flüchtlinge geflohen sind. Der Angriff tötete 7 Zivilisten.

Inzwischen sind die russischen Medien voll von Berichten über ukrainische Angriffe auf russische Grenzstädte. Es wird behauptet, dass mehrere Zivilisten getötet und ziviles Eigentum beschädigt wurden. In letzter Zeit hat die Häufigkeit, mit der über diese Angriffe berichtet wird, zugenommen. Und jetzt rufen die russischen Medien lautstark nach Vergeltung durch den Einsatz taktischer Atomwaffen.

Laut Korrespondenten vor Ort in Moskau scheint die russische Regierung die volle Unterstützung der Bevölkerung zu haben. Ein Korrespondent erklärte, das Thema Atomwaffen werde in den Medien und in Gesprächen mit „erschreckender Alltäglichkeit“ erwähnt. In manchen Kreisen war sogar von “Atombomben auf Washington” die Rede.

Über 2.000 taktische Atomwaffen

Der Begriff „taktisch“ bezieht sich im Zusammenhang mit Atomwaffen auf kleinere Bomben und Kurzstreckenraketen, die als „Schlachtfeld“-Waffen eingesetzt werden. Russland soll über etwa 2.000 taktische Atomwaffen verfügen. Diese können auf verschiedenen Arten von Raketen angebracht werden. Sie können sogar als Artilleriegranaten auf einem Schlachtfeld abgefeuert werden.

Taktische Atomwaffen variieren in Stärke und Größe. Die kleinste kann weniger als eine Kilotonne sein, während eine größere bis zu 100 Kilotonnen wiegen kann. Um dies in einen Zusammenhang zu bringen, die Atombombe, die im Zweiten Weltkrieg rund 146.000 Menschen in Hiroshima, Japan, tötete, war 15 Kilotonnen groß.

Obwohl Atomwaffen in russischen Medien häufig erwähnt wurden, haben Beobachter laut BBC News erklärt, dass es in der Nähe von russischen Waffendepots und Abschussplätzen noch keine Aktivität gegeben habe. Die USA sagen, dass sie die Situation sehr genau beobachten.