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Reformschock: Kranke & Pflegebedürftige sollen die Kosten selbst tragen

Schock und Empörung waren die Folge von Claudia Raffelhüschens Forderung nach einer radikalen Pflegereform. Beim BILD-Talk „Viertel nach Acht“ erläuterte die FDP-Abgeordnete ihren neuen Reformvorschlag. Der Vorschlag stieß auf zahlreiche Reaktionen von Sozial- und Pflegeverbänden im ganzen Land. Werden sich die Regelungen für die Pflege von Rentnern und Kranken ändern?

Radikaler Pflegevorschlag der FDP

Adolf Bauer, Präsident des Sozialverbandes (SoVD), ist zutiefst schockiert: „Der Vorschlag ist ein Skandal!“

Claudia Raffelhüschen schlägt eine Änderung der Pflegepflicht vor: „Das erste Jahr, das ein Mensch in Pflege kommt, das bezahlt man selbst.“ Damit würde die bisherige Regelung abgelöst, die besagt, dass die Familie für die zu pflegende Person aufkommen soll, solange sie es sich leisten kann.

Raffelhüschens Vorschlag erhält Unterstützung von einer unerwarteten Seite. Ökonom Stefan Kooths stimmt Raffelhüschen zu und bezeichnet ihren Vorschlag als „vernünftig“. Der Reformvorschlag wäre „ein Schritt zu mehr Eigenverantwortung und gegen den Trend der Vollkasko-Mentalität“.

Wenn sie zugestimmt würde, würde die Reform jedes Jahr Zehntausende älterer Patienten und ihre Familien betreffen. Bauer glaubt, dass dies viele Familien in finanzielle Schwierigkeiten bringen könnte. In der Regel wird ein älterer Mensch zu Hause gepflegt, bis dies nicht mehr möglich ist, so Verena Bentele (Sozialverband VdK). Das bedeutet, dass viele Familien die finanzielle Last oft schon seit Jahren tragen.

Schwere Auswirkungen auf Familien befürchtet

Auch die CDU äußert Bedenken gegen die geplante Pflegereform. CDU-Gesundheitsexperte Tino Sorge sagt, Politiker sollten es besser wissen, als vorschnell zu entscheiden: „Gesundheits- und Pflegepolitik ist zu komplex, um Probleme mit radikalen Schnellschüssen zu lösen.“

Jürgen Zens, der Vorsitzende des Deutschen Pflegeverbandes, sieht schwere finanzielle Auswirkungen auf die Familien: „Eine solide Finanzierung der Pflege ist auch heute schon nur durch den Eigenanteil der Pflegebedürftigen und deren Angehörige möglich.“ Er sagt, dass vielen Familien nichts anderes übrig bleibt, als zum Sozialamt zu gehen.

Er fügt hinzu: „Leistungen aus der Pflegeversicherung erhält derjenige, der hierfür auch Beiträge eingezahlt hat. Wer möchte schon eine Versicherung, die dann im Versicherungsfall nicht zahlt?“