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Skandal: Ermittlungen gegen bekannten Verschwörungstheoretiker eingestellt

Er ist Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie – und er hat eine ganz eigene Meinung zum Coronageschehen. Anders ausgedrückt: Sucharit Bhakdi gehört zu den führenden Corona-Skeptikern in der Bundesrepublik.

Er warnt in jedem seiner Interviews ruhig, aber bestimmt, vor den Impfungen gegen das Virus. Vor allem jeder weitere Booster würde dem menschlichen Immunsystem massiv zu schaffen machen. In den vergangenen Monaten veröffentlichte er gemeinsam mit seiner Frau, der Biochemikerin Karina Reiß, gleich zwei Bücher zur Thematik. Von der Fachwelt abgelehnt, landeten sie dennoch auf den deutschen Bestsellerlisten.

Soweit so gut – doch an einer Stelle hört die Toleranz für den Andersdenkenden dann aber auf: In der Vergangenheit nämlich traf er die eine oder andere Aussage, die von Experten als glasklarer Antisemitismus bezeichnet werden. Israel beispielsweise sei wegen seiner Impfkampagne eine »living hell«, also die »Hölle auf Erden«, behauptete er in einem Interview.

Die Juden seien außerdem ein „Volk, das geflüchtet ist aus diesem Land, wo das Erzböse war, und [sie] haben ihr Land gefunden, haben ihr eigenes Land in etwas verwandelt, was noch schlimmer ist, als Deutschland war.“

Mehrere Personen, darunter der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Sigmount Königsberg, zeigten Sucharit Bhakdi wegen dieser und ähnlicher Kommentare an. Die Partei „Die Basis“, für die Bhakdi kandidierte, wies die Vorwürfe, er sei ein Antisemit, entschieden von sich: „Aus einer unglücklichen Wortwahl, die der Sorge um die Menschen in Israel entsprang, wurde durch diesen Ausschnitt ein Zerrbild inszeniert.“

Auch Bhakdi selbst teilte der Jüdischen Allgemeinen im vergangenen Sommer auf Anfrage mit: „Seien Sie versichert, dass ich mich Ihrem Volk außerordentlich verbunden fühle. Meine Enttäuschung und Zorn richten sich ausschließlich gegen die Machthaber, die dieses barbarische Impfprogramm durchziehen. Wie die armen, schutzlosen Kinder gemartert und geopfert werden, ist ein Verbrechen. Wenn diese Aussage als gefährlich eingestuft wird, tut es mir leid für alle.«

Die Staatsanwaltschaft in Kiel, die ihre Ermittlungen in der Sache aufgenommen hatte, kam nun zu einem Abschluss. Bhakdis Aussagen zum »Volk der Juden« bleiben jedoch ohne strafrechtliche Konsequenzen, weil „die getätigten Äußerungen des Beschuldigten noch nicht die Schwelle zu einer gemäß § 130 Abs. 1 StGB (Volksverhetzung) verfolgbaren Straftat überschreiten“.

Die Reaktionen auf den Beschluss lösen im gesamten Land Entsetzen aus.
„Es ist schockierend, dass die Staatsanwaltschaft Kiel in den Aussagen des bekannten Antisemiten Sucharit Bhakdi keine Schoa-Relativierung oder Volksverhetzung erkennen kann“, meint Remko Leemhuis, Geschäftsführer des Berliner Büros des American Jewish Committee (AJC), auf den Einstellungsbeschluss der Ermittler. Wenn selbst solche Aussagen in den Augen der zuständigen Staatsanwaltschaft keinen Verstoß gegen den § 130 darstellen würden, dann sei das schlichtweg ein katastrophales Signal im Kampf gegen den Antisemitismus.