Coinbase Q2-Gewinnvorschau: Wall Street gespalten zwischen Handelsflaute und Wachstum im Servicegeschäft

Analysten prognostizieren für Coinbase schwache Handelsvolumina im zweiten Quartal, sind sich aber uneins über die künftige Entwicklung der Aktie – insbesondere angesichts regulatorischer Fortschritte. Laut FactSet soll Coinbase einen Quartalsumsatz von 1,59 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn je Aktie von 1,25 US-Dollar melden.

Barclays rechnet wegen schwacher Handelszahlen mit einem Umsatz unter den Erwartungen, während Citi langfristiges Potenzial durch neue Produkte und gesetzgeberische Fortschritte sieht.

Die Kursziele der Analysten für die Coinbase-Aktie schwanken stark – die Bewertungen reichen von „Neutral“ bis „Kaufen“. Coinbase (Ticker: COIN) wird seine Zahlen für das zweite Quartal am Donnerstag nach Börsenschluss vorlegen. Die Erwartungen an der Wall Street klaffen weit auseinander, da Analysten sinkende Handelsvolumina gegen regulatorische Impulse und Produktneuheiten abwägen. Der FactSet-Konsens erwartet 1,59 Milliarden US-Dollar Umsatz (im Vorjahresquartal waren es 1,45 Milliarden) und einen Gewinn je Aktie von 1,25 US-Dollar.

Hinter diesen Kennzahlen tobt jedoch ein Streit darüber, was aktuell wichtiger ist: der Rückgang im Krypto-Spot-Handel oder das wachsende Abo- und Servicegeschäft (S&S) von Coinbase, das durch höhere Zinserträge und Blockchain-Aktivitäten gestützt wird.

Barclays warnt vor Rückschlag – trotz höherem Kursziel

Barclays-Analyst Benjamin Buddish, der die Aktie neutral bewertet, rechnet mit enttäuschenden Zahlen. Seiner Einschätzung zufolge ist die Handelsaktivität im Privatkundensegment deutlich eingebrochen. Er schätzt Coinbases Transaktionserlöse auf rund 741 Millionen Dollar – unterhalb der FactSet-Prognose von 813,8 Millionen. Buddish verweist auf einen Rückgang der Retail-Handelsvolumina um 43 % im Quartalsvergleich, basierend auf Robinhood-Daten und App-Nutzung sowie einem allgemeinen Nachlassen auf zentralisierten Börsen.

Trotzdem hat Buddish sein Kursziel kürzlich von 202 auf 359 Dollar angehoben – begründet durch eine gestiegene Bewertungsmultiplikation im Marktumfeld sowie die Kursverdopplung der Aktie seit dem Tief im April. Er hält dennoch an seiner neutralen Einstufung fest, da kurzfristige Belastungen durch Hoffnung auf neue Kryptogesetze (z. B. GENIUS- und CLARITY-Acts) aufgewogen würden.

Citi bleibt optimistisch – Kursziel deutlich erhöht

Peter Christiansen von Citi ist deutlich optimistischer. Er erhöhte sein Kursziel kürzlich von 270 auf 505 US-Dollar und bekräftigte seine Kaufempfehlung. Als positive Faktoren nennt er Coinbases Aufnahme in den S&P 500, das Inkrafttreten des GENIUS Acts (Stabilisierung von Stablecoins) sowie Fortschritte beim CLARITY Act, der Rechtssicherheit für digitale Vermögenswerte schaffen soll.

„Investoren beginnen, Blockchain-Innovationen mit realem Anwendungsbezug höher zu bewerten“, schreibt Christiansen. Er verweist dabei auf Coinbases Pläne für tokenisierte Aktien und neue Zahlungstools. Zwar räumt er rückläufige Handelsvolumina ein, sieht aber langfristiges Potenzial durch bessere Monetarisierung von USDC, Nutzung des Base-Netzwerks und Wachstum bei Coinbase-One-Abos.

JPMorgan bleibt vorsichtig – Potenzial, aber Risiken

Kenneth Worthington von JPMorgan bleibt zurückhaltend. Er behält ein neutrales Rating bei und prognostiziert ein Kursziel von 404 Dollar bis Ende 2025. In seiner Bewertung berücksichtigt er Coinbases Anteil am Stablecoin-Geschäft von Circle (geschätzter Wert: 1,4 Milliarden US-Dollar), den er aus dem bereinigten EBITDA herausrechnet. Zudem flossen 50 Millionen Dollar für einen Cyberangriff Anfang des Jahres in seine Kalkulation ein.

Er sieht Coinbase als „Profiteur der Kryptoökonomie“, warnt aber, dass der langfristige Erfolg von der Produktentwicklung in Bereichen wie Tokenisierung und Zahlungsabwicklung abhängen werde. Potenzial sieht er, wenn ETFs Kapital anziehen und regulatorische Klarheit wächst. Ein Rückschlag beim Interesse an Kryptowährungen oder höhere Regulierungskosten könnten jedoch zu einer Underperformance führen.

Servicegeschäft im Fokus – stärker als gedacht?

Im Hintergrund steht das S&S-Geschäft von Coinbase. Das Management hatte für das zweite Quartal Einnahmen zwischen 600 und 680 Millionen US-Dollar prognostiziert. Barclays erwartet mit 703 Millionen sogar eine Übererfüllung – angetrieben durch höhere USDC-Bestände und gestiegene Bitcoin-Preise. Christiansen (Citi) rechnet zwar mit schwächerem Wachstum im Staking, sieht aber neue Features wie ein überarbeitetes Wallet und die Einführung einer Krypto-Kreditkarte mit Amex als Treiber für künftiges Wachstum.

Zentrale Herausforderung: Preis hoch – Volumen niedrig

Die größte Hürde: Die Kryptopreise haben sich 2025 deutlich erholt, aber das Handelsvolumen hinkt hinterher. Laut „The Block“ verarbeitete Coinbase im zweiten Quartal rund 232 Milliarden Dollar an Spot-Volumen – ein Rückgang um etwa 40 % gegenüber dem Vorquartal. Der Futures-Handel war robuster, ließ aber im Juni ebenfalls nach.

Coinbase-Aktien notieren derzeit bei 380 US-Dollar – rund 2 % im Plus am Mittwoch und 47 % seit Jahresbeginn.

veröffentlicht von
Stuart Henderson