Ich sah Justin Sun die teuerste Banane der Welt essen – und verstand nichts

Der Krypto-Unternehmer Justin Sun verspeiste ein Kunstwerk im Wert von 6,2 Millionen Dollar bei einer Veranstaltung in Hongkong.

Wissenswertes:

• Justin Sun aß eine Banane.
• Die Banane war sehr teuer.
• Und ja, das soll Kunst sein.

Justin Sun betrat den Raum, flankiert von Bodyguards und Beratern, und ging zur Bühne. Hinter ihm war eine Banane mit Klebeband an einer weißen Wand befestigt. Daneben standen zwei Männer mit ausdruckslosen Gesichtern, weißen Hemden und schwarzen Schürzen, starrten in die Menge aus Kameras und Smartphones.

Ich fragte mich, was sie wohl dachten. Ich hingegen fand das alles schlicht lächerlich.

Zum Hintergrund: Am 21. November zahlte der Gründer von Tron bei einer Auktion bei Sotheby’s in New York unglaubliche 6,2 Millionen Dollar – inklusive 1 Million Dollar Provision – für ein Kunstwerk namens Comedian. Das Werk des modernen Künstlers Maurizio Cattelan aus dem Jahr 2019 besteht aus der besagten Banane, die mit Klebeband an die Wand geklebt wurde.

Die Reaktionen darauf waren typisch: Verwunderung, etwas Ekel, ein Augenrollen. Selbst Kunstkritiker mögen oft die handwerkliche Fähigkeit hinter Gemälden oder Skulpturen schätzen. Doch wenn Werke wie Comedian oder Unmade Bed künstlerischen Wert haben, kann ich ihn nicht erkennen. Die PR-Abteilung von Tron versicherte mir, Kunst sei subjektiv.

Aber es ist Meme-Coin-Saison, und Dinge ohne inneren Wert sind gerade hoch im Kurs. Es war also kaum überraschend, als Sun ankündigte, die Banane essen zu wollen.

Das ist übrigens nicht das erste Mal: Bereits 2019 verspeiste ein Performance-Künstler eine ähnliche Banane bei der Art Basel in Miami, kurz nachdem sie für 120.000 Dollar verkauft wurde. Ein südkoreanischer Kunststudent tat dasselbe 2023 im Leeum Museum of Art in Seoul.

Das schadet dem Kunstwerk übrigens nicht. Banane und Klebeband werden ohnehin regelmäßig ausgetauscht.

Das Spektakel fand am Freitag im 5-Sterne-Hotel Peninsula im Hongkonger Stadtteil Tsim Sha Tsui statt – unweit einiger berüchtigter Absteigen der Stadt.

Das Publikum bestand aus einer Mischung aus Journalisten, Leuten aus der Kunst- und Krypto-Szene, Tron- und Sotheby’s-Mitarbeitern sowie sogenannten Key Opinion Leaders (KOLs). Sie trugen Kleidung, die aussah, als käme sie vom Markt, aber vermutlich tausende US-Dollar gekostet hatte.

Ein Kollege war extra aus Shanghai angereist. Kellner in weißen Jacketts servierten Wein und andere Getränke, während eine Infotafel erklärte, Sun wolle sich mit Comedian in die Performance-Kunst von Cattelan vertiefen und mit diesem ikonischen Werk Dialoge anregen.

Andere Gäste äußerten Skepsis und hielten die Aktion für nichts weiter als einen Marketing-Gag. Es wäre nicht Suns erster Versuch, Aufmerksamkeit zu erregen. 2019 zahlte er 4,57 Millionen Dollar für ein Mittagessen mit Warren Buffett. In diesem Jahr ließ er eine Tron-Hymne vom berühmten Filmkomponisten Hans Zimmer schreiben.

Sun ist auch als ehemaliger WTO-Vertreter von Grenada und Premierminister der Mikronation Liberland bekannt. Neben solchen kuriosen Schlagzeilen sorgte er aber auch für Kontroversen, etwa als die US-Börsenaufsicht SEC ihn letztes Jahr wegen Betrugs anklagte. Sun wies die Vorwürfe zurück.

Vielleicht sollte die Banane all das in den Hintergrund rücken lassen. Sun jedenfalls glaubt offenbar, dass die Banane etwas Großes ins Rollen bringt. „Ist es einfach nur eine Banane, oder gehört sie uns allen?“ fragte er.

Er verglich das regelmäßige Ersetzen der Banane mit dem Wechsel der chinesischen Dynastien und lobte die Banane für den Traffic, den sie ihm und Tron gebracht habe.

Dann aß er sie.

Immerhin: Anders als bei der ApeFest-Veranstaltung im letzten November wurde diesmal niemand ins Krankenhaus eingeliefert. Stattdessen erhielten die Gäste beim Verlassen eine Nachbildung von Comedian – inklusive Klebeband und einer Ersatzbanane.

Das Frühstück für morgen ist damit gesichert.