Noch-Bundesgesundheitsminister Spahn warnt die Bevölkerung und entschuldigt sich für die Misere um den Impfstoff Biontech.
Spätestens im Frühjahr 2022 seien fast alle Deutschen gegen das Coronavirus immun – auf die ein oder andere Weise, so Noch-Bundesgesundheitsminister Spahn auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Demnach wird „wahrscheinlich am Ende des Winters so ziemlich jeder in Deutschland geimpft, genesen oder gestorben sein.“
Die Bedingungen und Ursachen für ein rasantes Ansteigen des Infektionsgeschehens in Deutschland seien wesentlich anders als bei der vorhergegangenen Corona-Wellen. Durch die potenzierte Ansteckungsgefahr der Delta-Variante sei es „sehr, sehr wahrscheinlich“, dass „wer nicht geimpft ist, sich ohne Schutz infizieren wird in den nächsten Monaten“, so Spahn. Seine Aussage deckt sich mit den Meinungen der führenden Virologen des Landes: „Immunität wird immer erreicht. Die Frage ist: ob durch Impfung oder durch Infektion?“ Man dürfe zudem nicht vergessen, dass die Sterberate bei Ungeimpften siebenmal höher sei. Deshalb sei die Position der Bundesregierung klar: „Wir empfehlen ausdrücklich den Weg über die Impfung“.
Impfpflicht und Kritik an Spahn
Dem folgt auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Der hat sich mit Unterstützung aus seiner Partei für eine allgemeine Impfpflicht in Deutschland ausgesprochen. Eine allgemeine Impfpflicht “schafft die größte Freiheit“ und würde auch auf Dauer den gesellschaftlichen Frieden sichern, sagte Söder. Eine Pflicht nur für bestimmte Berufsgruppen schaffe dagegen Ungerechtigkeit. „Wir müssen aus der Endlosschleife heraus“, forderte der CSU-Chef. Wenn man im nächsten Jahr wieder in die gleiche Situation wie aktuell komme, dann fange man nach dem Motto: „Täglich grüßt das Corona-Murmeltier“, wieder von vorne an.
Gleichzeitig kritisierte Söder Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für dessen „desaströse Kommunikation“ bei der Impfstoff-Bereithaltung. Spahn hatte Ärzte und Patienten-Vertreter in Rage gebracht, als er am Freitag ankündigte, Biontech-Dosen bis zum Jahresende zu rationieren.
Dazu entschuldigte sich Spahn indirekt auf der Pressekonferenz: „Leider ist der Eindruck entstanden, wir würden nur deshalb stärker auf den Impfstoff von Moderna setzen, um einen möglichen Verfall im ersten Quartal 2022 zu vermeiden.“ Das sei „zwar ein wichtiger Aspekt“, aber „nicht der entscheidende“. Spahn weiter: „Entscheidend ist, dass sich unser Biontech-Lager so schnell leert, dass wir ab der nächsten Woche vorübergehend nicht mehr als 2 bis 3 Mio. Dosen des Biontech-Impfstoffes pro Woche zur Verfügung stellen können für die Versorgung.“
Nach Medien-Informationen ist Biontech erneut bereit, Deutschland kurzfristig bis zu 10 Millionen Impfdosen außerplanmäßig zu liefern. Durch Biontech und Moderna stünden so bis Jahresende „bis zu 50 Millionen Dosen zur Verfügung“, versicherte Spahn. Und das sei „genug für alle anstehenden Impfungen“.
Foto: Notfallaufnahme, über dts Nachrichtenagentur
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