Virologe Alexander Kekulé geht mir der Politik hart ins Gericht. Die aktuelle Lage sei ernster als je zuvor. Deshalb sieht er nur noch einen Ausweg um das Schlimmste zu verhindern: ein Lockdown und zwar vollständig. Ansonsten seien jetzt drei Dinge wichtig.
Es müsse oberste Priorität haben, „noch so viele Ältere und Menschen mit besonderem Risiko wie möglich vor schwerer Erkrankung und Tod zu bewahren“, fordert Virologe Alexander Kekulé vom Institut für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum Halle. Als Gastautor bei „Focus-Online“ analysiert er die Lage und kommt zu einem unbeliebten Ergebnis: Die vierte Welle lasse sich „ohne vollständigen Lockdown nicht mehr aufhalten“.
Die Ampel-Entscheidungen bezeichnet er als „gesetzgeberischen Nonsens“. Kekulé glaubt, dass man die Epidemische Notlage aus den falschen Gründen auslaufen lasse, nämlich, weil die Ampel-Parteien das ihren Wählern versprochen hatten. Real sei die epidemische Lage aber „schlimmer als je zuvor“ seit Beginn dieser Pandemie. Nun werde das Infektionsschutz dahingehend geändert, dass die Länder ohne formale Epidemische Lage weiterhin dieselben Gesetze ausrufen dürfen, wie während der Epidemischen Notlage. „Im Ergebnis sind die Instrumente des dafür neu formulierten Absatz 7 im Paragraph 28a des Infektionsschutzgesetzes, bis auf wenige Ausnahmen, identisch mit denen des Absatz 1, der aber nur bei Erklärung der epidemischen Lage durch den Bundestag gilt“, erläutert Kekulé.
Es wäre jedoch einfacher gewesen und hätte das richtige Signal gesendet, wenn man die Epidemische Lage einfach verlängert hätte, findet der Virologe.
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Während dieses Gerangels um Formalitäten hätte die Politik verschlafen, auf die sich aufbauende Welle zu reagieren. Deshalb brauche es jetzt zusätzliche Schritte zur Bekämpfung der Pandemie. Die zuletzt beschlossenen Maßnahmen findet der Virologe richtig, sie kämen aber zu spät.
„Tragischerweise werden die meisten der an diesem historischen Donnerstag beschlossenen Maßnahmen auf die vierte Welle keinen Einfluss mehr haben“, folgert Kekulé. Es bestehe die Gefahr, dass die Maßnahmen, die nun im Eilverfahren umgesetzt werden sollen, „zu logistischen Problemen und Lieferengpässen“ führen „und das bei Teilen der Bevölkerung bereits angeschlagene Vertrauen zusätzlich beschädigt“.
In der aktuellen Lage sieht Kekulé drei Prioritäten:
Erstens müssten möglichst viele Ungeimpfte in der Generation ab 60 Jahren vom Impfen überzeugt werden.
Zweitens seien im Pflegebereich regelmäßige PCR-Tests notwendig.
Drittens müsste auch beim Boostern konsequent nach Alter und Immunschwäche priorisiert werden.
Foto: Superbass, 2020-01-29-Alexander S. Kekulé-Maischberger-8331, CC BY-SA 4.0
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