Corona-Gesetze auf falscher Grundlage: Hospitalisierungsrate liegt bis zu 80% daneben

Die Schärfe der Corona-Maßnahmen hängt von der Hospitalisierungsinzidenz ab. Experten decken nun aber auf: Die Zahl hat keine Aussagekraft. Keinesfalls bildet sie die Realität in den Krankenhäusern ab. Tatsächlich kann der Wert um bis zu 80 Prozent danebenliegen. Die deutschen Gesetze zur Bekämpfung der Pandemie befinden sich damit im Blindflug.

Beim letzten Corona-Gipfel hatten Bund und Länder vereinbart, dass abhängig von der Hospitalisierungsinzidenz verschärfte Maßnahmen in Kraft treten oder eben nicht. Experten kritisieren diese Entscheidung scharf: Die Hospitalisierungsinzidenz sei nicht geeignet, um die aktuelle Auslastung der Krankenhäuser abzubilden.

Die Hospitalisierungsinzidenz hinkt um Wochen hinterher
Die Hospitalisierungsrate oder auch Hospitalisierungsinzidenz gibt an, wie viele der mit Covid-19 Erkrankten pro 100.000 Einwohnern in den letzten sieben Tagen ein Krankenhaus eingewiesen wurden. Bei Berechnung dieser Zahl kommen zwei Probleme zusammen: Erstens orientiert sie sich am Wert der Positiv-Getesteten nicht an den Krankenhauseinweisungen. Medienberichten zufolge tauchen Positiv-Getestete nur dann in der Statistik auf, wenn sie binnen sieben Tagen nach ihrem Test eingewiesen werden. Wer erst später ins Krankenhaus muss, fällt aus der Statistik.

Zweitens hängt die Zahl stark an der Meldegeschwindigkeit der Krankenhäuser. Im Gegensatz zu den Gesundheitsämtern verfügen Krankenhäuser nicht über ein automatisches Meldesystem. Daher kann es Tage dauern, bis die Zahl der Einweisungen an das Robert-Koch-Institut übermittelt werden. Die Zahl die dort dann als Hospitalisierungsinzidenz berechnet wird, hängt der Realität tage- wenn nicht wochenlang hinterher. Das Robert-Koch-Institut weiß das, und veröffentlicht den Wert deshalb 14 Tage lang nur unter Vorbehalt.

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Sachsen zeigt, wie sehr die Hospitalisierungsinzidenz daneben liegt
Gemäß Ermittlungen von zwei großen, deutschen Medienhäusern würde die tatsächliche Belastung des Gesundheitssystems durch die Hospitalisierungsinzidenz um bis zu 80 Prozent unterschätzt. Die Gesamtlage in Sachsen unterstützt diese Behauptung. Nach Angaben des Landes liegt die Hospitalisierungsinzidenz dort bei 4,21. Damit wäre Sachsen erst auf Stufe eins der aktuellen Corona-Beschränkungen. Gemäß Beschluss des letzten Corona-Gipfels beginnt die zweite Stufe erst ab einer Inzidenz von 6.

Sachsen selbst zählt jedoch die Belastung seiner Krankenhäuser nach eigenen Parametern. Demnach befinden sich die Krankenhäuser bereits seit Tagen in der Überlastung. Gemäß Divi-Register sind die Intensivstationen zu mehr als 87 Prozent ausgelastet. Außerdem wurden am Sonntag 862,1 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen gemeldet. In den Krankenhäusern des Landes käme es folglich zu einer prekären Situation, wenn Sachsen mit allen weiteren Maßnahmen abwarten würde, bis die Hospitalisierungsinzidenz nachrückt.