Kategorien: News

Corona kein Problem mehr: Regierung mit 180-Grad Wende

Immer wieder kam die Frage in der Vergangenheit auf, wann endlich die Corona-Maßnahmen enden würden. Besonders im abgelaufenen Wahlkampf war es ein ständiges Reizthema und die Antwort darauf viel unisono immer gleich aus. Im Angesicht der hohen Infektionszahlen sei es noch viel zu früh und zudem stockt auch die Impfkampagne gewaltig.

Doch nun ist all dies scheinbar vergessen und der zuständige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn legt eine komplette Kehrtwende ein. Für den Herbst und den Winter spricht er nun eine Entwarnung aus. Es seien keine weiteren Beschränkungen mehr notwendig und die AHA-Regel im Freien kann beendet werden. Allerdings soll es auch weiterhin im öffentlichen Nahverkehr die Maskenpflicht sowie für Innenräume die derzeit geltende 3G-Regel weiterhin Bestand haben.

Doch wie kommt es auf einmal zu diesem Sinneswandel. Wie bereits in den vergangenen Tagen bekannt wurde, waren vom zuständigen Robert-Koch-Institut in den vorangegangenen Monaten die Impfzahlen als viel zu niedrig gemeldet worden. In dem dazugehörigen Bericht war plötzlich von gut 80 % vollständig Geimpften in Deutschland die Rede, was dem ausgesprochenen Ziel von rund 85 % an Geimpften über 12 Jahren schon recht nahekommt. Schon im Sommer waren erste Stimmen laut geworden, dass es eine viel höhere Impfquote als die bislang ausgewiesene gebe müsse.

Nun muss man sich die Frage stellen, warum es erst jetzt, also nach der Bundestagswahl zu den Änderungen in der Corona-Politik kommt? Unter anderem hat die Kanzlerin Merkel von Beginn an auf die Wissenschaft vertraut und somit auch Schulschließungen und Lockdowns begründet. Noch im Frühjahr war sie davon ausgegangen, dass die zu diesem Zeitpunkt nach und nach Überhand nehmende Delta-Variante noch viel tödlicher sei, was sich bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht bewahrheitet hat. Somit steht nun der Verdacht im Raum, dass alles darauf hinauslief, vor der Wahl die eigene Panikmache nicht zu entlarven.

So sagt etwa der Virologe Prof. Klaus Stöhr in einem Interview ganz klar: „Offensichtlich hat man geglaubt, dass man so mehr Wählerstimmen bekommt. Denn die Älteren sind am meisten von Corona betroffen – und sie stellen die größte Wählergruppe.“ Und nach Ansicht von Dieter Janecek von den Grünen hat man sich von Seiten der Politik wohl nicht getraut, im Angesicht der polarisierenden Debatte vor der Wahl die Wahrheit zu sagen.

In einem gewissen Umfang sieht sich nun auch der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, in seinen Aussagen der Vergangenheit bestätigt. Vor Wochen schon hatte er darauf hingewiesen, dass es keine eindeutigen Gründe für weitere Einschränkungen gebe und Deutschland auf einen „Freedom Day“ nach dänischem oder englischem Vorbild hinarbeiten müsse. Wörtlich sagte er: „Schön, dass das RKI diese erfreulichen Zahlen nun liefert. Es wäre freilich wünschenswert, in einer Pandemie dauerhaft mit validen Daten zu arbeiten. Fakt ist aber: Mit einer zu niedrigen Impf-Quote kann man nun nicht mehr für Corona-Maßnahmen argumentieren. Viel mehr als 80% gibt es nirgendwo auf der Welt. Der Freedom-Day rückt näher.“

Foto: Olaf Kosinsky / Wikipedia