Corona-Kollaps droht: Alaska führt Triage ein

Vor nicht allzu langer Zeit war der Bundesstaat noch eine der Vorzeigeregionen bei den Impfungen, doch nun ist Alaska an einem neuen Tiefpunkt angelangt. Denn die Delta-Variante breitet sich immer schneller aus und die Krankenhäuser füllen sich dramatisch. Nun sind drastische Schritte eingeführt worden und die Krisenstandards wurden verschärft. Bevorzugt behandelt werden nun nur noch die am schlimmsten betroffenen Fälle.

Zusammen mit der Gesundheitsbehörde hat der Gouverneur des Bundesstaates Alaska, Mike Dunleavy, neue Maßnahmen bei der Behandlung von Covid-19-Erkrankten angekündigt. An einem einzigen Tag waren zuletzt 1.224 Neuinfektionen bekanntgeworden, da nun die Delta-Welle die Ungeimpften im Land erreicht hat. Als erste Maßnahme zur Bewältigung des Ansturms an Erkrankten wurden Gelder freigeben, um aus anderen Regionen der USA Kräfte für die Krankenhäuser anzuwerben.

Auch wenn nur ein Fünftel aller Krankenhauspatienten in Alaska mit Covid-19 behandelt werden, so binden sie doch massiv Kapazitäten, die an anderer Stelle nicht zur Verfügung stehen. Dunleavy zählt dazu Unfallopfer, Schlaganfall- und Herzinfarkt-Patienten oder auch Kinder, die vom Fahrrad gefallen seien.

Somit hat die Pandemie die medizinischen Ressourcen massiv belastet und zwingen nun die Behörden zu einer Rationierung. So erfolgt jetzt eine Priorisierung der Behandlungsreihenfolge und Personal und medizinische Materialien werden für schwerste Erkrankungen gegenüber anderen Patienten vorgezogen. Dabei wird vor allem darauf geschaut, wie groß die Heilungschancen der Betroffenen sind.

Dazu sagte die oberste medizinische Leiterin des Bundesstaates Dr. Anne Zink: „Die Delta-Variante legt unser Gesundheitssystem lahm. Sie wirkt sich auf alles aus, von Herzinfarkten über Schlaganfälle bis hin zu unseren Kindern, wenn sie in einen Fahrradunfall verwickelt werden.“

Das hat nun zur Folge, dass Patienten, die eigentlich auf eine Intensivstation kommen müssten, nun in normalen Bereichen der Krankenhäuser behandelt werden müssten. Gegenüber Reportern führte Zink weiter aus: „Die Pflege in Alaskas Krankenhäusern hat sich verändert. Der gleiche Pflegestandard, den es früher gab, kann nicht mehr regelmäßig gewährleistet werden. Dies geschieht schon seit Wochen.“

Dass es zu dieser dramatischen Situation kommen konnte, hat auch damit zu tun, dass der Gouverneur Mike Dunleavy sich als entschiedener Impfgegner positioniert hat. Gleichwohl hat auch der neue Bürgermeister von Anchorage, Dave Bronson, neue Gesundheitsvorschriften abgelehnt und zeigte ebenfalls eine massive Abneigung gegen Impfungen. Durch diese politische Ablehnung ist die Impfquote im Land inzwischen auf nur noch 58 Prozent gefallen. Noch im April war Alaska einer der am besten versorgtesten Staaten in den gesamten USA. Dies war auch darauf zurückzuführen, dass die indigene Bevölkerung des Landes starke Bemühungen für Impfungen an den Tag gelegt hatte.

Trotz der dramatischen Entwicklung hat der Gouverneur seine Position noch einmal verteidigt und verwies auf die Covid-19-Todesrate, die pro Kopf die drittniedrigste im Land wäre.