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Corona-Krise: Mallorca kurz vor dem Zusammenbruch

Seit Freitag ist es amtlich: Die deutsche Regierung erklärte Spanien samt Balearen zum Corona-Risikogebiet. Das ist der „Todesstoß“ für die Wirtschaft auf Mallorca und 30.000 deutsche Touristen müssen nun ihre Rückreise-Optionen verhandeln und mit Quarantäne rechnen.

Nach Großbritannien erklärte am Freitag auch Deutschland das spanische Festland sowie die balearischen Inseln Mallorca, Ibiza, Menorca und Formentera zum Corona-Risikogebiet und erließ eine Reisewarnung. Ausgenommen sind lediglich die Kanaren. Die Inselzeitung „Diario de Mallorca“ bezeichnete die Entscheidung der Bundesregierung als „tödlichen Schlag“ und meint damit, dass Mallorca vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch steht.

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Ein Blick auf die volkswirtschaftlichen Zahlen der beliebten Urlaubsinsel macht deutlich, wie brutal die deutsche Reisewarnung dort einschlagen wird: Drei von vier Mallorquinern verdienen ihren Lebensunterhalt in der Tourismusbranche. Doch diese hat gerade erst mit der Sommersaison begonnen, da wird sie schon wieder beendet. Denn deutsche Urlauber machen normalerweise mehr als ein Viertel der Touristen auf den Balearen aus. Die zweitgrößte Gruppe Urlauber stellen die Briten. Doch die haben bereits Ende Juli den Massentourismus durch eine Reisewarnung im Keim erstickt. Mit der jetzigen Reisewarnung frieren die Urlaubsorte, die im letzten Jahr mehr als 15 Millionen Menschen versorgten, nahezu ein. „Die Ankünfte von Deutschen werden gleich null sein“, befürchtet die Präsidentin des mallorquinischen Hotelverbands (Fehm), María Frontera. Das trifft mit Ausnahme der Kanaren auf ganz Spanien zu. Mehr als 10 Prozent der spanischen Wirtschaftsleistung hängt am Tourismus. Hunderttausenden droht der Bankrott und/oder die Arbeitslosigkeit. Eine historische Wirtschaftskrise ist kaum mehr abzuwenden.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verteidigte die Entscheidung zur deutschen Reisewarnung. „Das ist kein Reiseverbot, aber die klare Ansage: Wer aus dem Spanienurlaub kommt, muss in Quarantäne, solange er kein negatives Testergebnis hat“, erklärte Spahn gegenüber der „Bild am Sonntag“. „Ich weiß, was diese Entscheidung für viele Urlauber, für Reisebüros oder auch für Spanien bedeutet. Aber leider steigen die Infektionszahlen dort stark, zu stark“, so der CDU-Politiker.

Tatsächlich lässt sich das Infektionsgeschehen in Spanien nicht schönreden: Kein Land in Westeuropa hat mehr Corona-Fälle als das beliebte Reiseland. Selbst Italien, Großbritannien und Frankreich, die selbst heftig von der Pandemie getroffen wurden und mehr Einwohner haben, registrierten in Summe weniger Infizierte. Nach einer Hochrechnung der „faz“ in Abhängigkeit zur Übersterblichkeit kostete Sars-Cov-2 mehr 45.000 Spaniern das Leben – von 47 Millionen Einwohnern. Die Zahlen der Neuinfektionen scheinen in der zweiten Welle zu explodieren und überschreiten die Richtlinien des Robert-Koch-Instituts zur Feststellung eines Risikogebiets.

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