Neueste Zahlen zeigen auf, was schon länger vermutet worden war. Die Bundesländer haben neue Erkenntnisse veröffentlicht, die nachweisen, dass das Coronavirus inzwischen vor allem eine Pandemie der Ungeimpften ist. Genesene und Geimpfte sind nicht länger die Treiber der Infektionen. Mit einem Wert von 78,12 liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Ungeimpften 23 Mal höher als bei den Geimpften.
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher sieht daher die Zeit gekommen, Beschränkungen für Geimpfte aufzuheben. Die Hansestadt überlässt es nun mit der 2G-Regel Veranstaltern, selbst zu entscheiden, ob sie auf Corona-Einschränkungen verzichten wollen und nur noch Genesene und Geimpfte in ihre Veranstaltungsorte reinlassen wollen. Im Umkehrschluss bleibt die Tür auch für Getestete dann geschlossen.
Eine vergleichbare Situation herrscht derzeit auch in Bayern, wo sich die Probleme vor allem bei ungeimpften Personen konzentrieren. Bei 9,2 liege momentan bayernweit die Inzidenz, schaut man auf die Bürger, die voll vakziniert sind. Hingegen ist der Wert bei der anderen Gruppe, die der Ungeimpften, auf sagenhafte 110,6 gestiegen. Der Gesundheitsminister des Freistaates Klaus Holetschek bestätigte gleichzeitig, dass die zwischen Ende Juli und Mitte August in Kliniken behandelten Personen mit einer Covid-19-Infektion zu 85 Prozent nicht geimpft waren.
Auch das nördlichste Bundesland hat seine Zahlen zu den Unterschieden bei Geimpften und nicht Geimpften veröffentlicht. Bei 104,2 liegt aktuell die Infektionsrate unter den nicht Geimpften, das sind mehr als zehnmal so viel wie unter den Vakzinierten. Die Werte basieren auf den Angaben, die dem RKI aufgrund der Meldungen der Gesundheitsämter vorliegen.
Doch scheinen diese Zahlen nicht die Wirklichkeit wiederzugeben. Würde man die Inzidenz lediglich auf die Teilgruppe der Geimpften oder Ungeimpften beziehen, so wären die Werte in der zweiten Gruppe mit Sicherheit noch einmal um viele Punkte höher. Aber jedes Bundesland rechnet die Werte anders zusammen, daher können sie nicht vollumfänglich nachvollzogen werden. Allerdings lässt sich zusammenfassen, dass die Inzidenz in der Gruppe der Ungeimpften viel höher ist als in der Gruppe der vollständig geimpften Bevölkerung.
Schaut man in den einzelnen Bundesländern zudem auch einmal auf die reine Impfquote, so sind die Bundesländer im Norden weiter als die südlicheren Länder. Schleswig-Holstein zum Beispiel hat inzwischen einen Wert von 63,9 Prozent erreicht, Bayern hingegen liegt bei 58 Prozent. Im gesamten Bundesgebiet summiert sich der Wert auf etwa 60 Prozent.
Doch war diese Entwicklung durchaus so auch zu erwarten. Nach Ansicht des Epidemiologen Klaus Stöhr besteht auch kein Grund, sich darüber großartig Sorgen zu machen. Wichtig ist nach seinen Worten aber, dass die Impfungen auch bei den noch rund vier Millionen über 60-Jährigen ankommen, die noch nicht vakzinierte sind. Denn hier besteht derzeit die größte Gefahr, dass es zu Infektionen kommt.
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