Intensivmediziner: „Die Jüngeren überleben halt länger“ – doch nur mit monatelanger künstlicher Beatmung

Für jüngere Menschen kann der Herbst besonders gefährlich werden. Wie das Divi-Präsidiumsmitglied Kluge sagte, wird es im Herbst zu einem Anstieg der Infektionszahlen sowie der Intensivpatienten kommen und dabei besonders bei eigentlich gesunden Menschen zu schweren Erkrankungen führen. Als Grund sieht er die stockende Impfbereitschaft in der Gesellschaft.

Derzeit ist die Lage gut beherrschbar, sagte der Hamburger Intensivmediziner und Mitglied des Präsidiums der Divi, Stefan Kluge auf einem Kongress in Weimar. Doch zeichnen sich erste Sorgenfalten mi dem Blick auf den Herbst ab. Inzwischen bereite man sich schon auf die große vierte Welle an Intensivpatienten vor. Denn es wird definitiv zu einem akuten Anstieg der Infektionen und damit auch verbunden der Hospitalisierungen von Betroffenen kommen. „Wir sind in hoher Sorge.“ Besonders erschreckend ist, dass der im Vergleich zu anderen Ländern der Impffortschritt massiv ins Stocken geraten sei und es hierzulande zu wenig Genesene gebe.

Derzeit infizieren sich in erste Linie die jüngeren Generationen und haben dabei mit schweren Auswirkungen zu tun. Es zeichnet sich ab, dass auch deren Verläufe mittlerweile so dramatisch sind, dass sie mit denen der älteren Betroffenen gleichzusetzen sind. „Die Jüngeren überleben halt länger.“ Derzeit liegen 1.348 Personen auf einer der Intensivstationen und damit 25 mehr als am Vortag, so Kluge mit einem Blick auf das hauseigene Register. Und unter diesen sind einige, die bereits seit mehreren Monaten auf künstliche Beatmung angewiesen sind. Ihr Sterbedatum verschiebe sich dabei massiv nach hinten.

Insgesamt sind aber immer noch viel weniger Menschen auf intensivärztliche Betreuung angewiesen als dies zum Höhepunkt der Pandemie der Fall war. Damals waren über 5.000 Menschen auf den Stationen im Land in Behandlung. Aber: „Alle Modellierer und Modelle zeigen, dass die Zahl der Covid-19-Patienten ansteigen wird.“ Besonders schmerzhaft sei dabei, dass bei den über 70-Jährigen noch immer rund jeder fünfte keine Impfungen erhalten hat.

Derzeit findet ein dreitägiger Sepsis-Kongress in Weimar statt. Dabei diskutieren die Teilnehmer aus aller Welt über aktuelle Behandlungsmethoden zu Covid-19. Über dieses Thema wird dabei so intensiv über drei Tage gesprochen, weil jeder schwere Verlauf einer Erkrankung an Covid-19 auch eine Sepsis ist, so Frank Brunkhorst, Generalsekretär der Deutschen Sepsisgesellschaft. Allerdings ist hier das Problem, dass die Blutvergiftung, so der umgangssprachliche Gebrauch für eine Sepsis, durch das Virus ausgelöst wird, was zu anderen Behandlungsmethoden führe.