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Corona Warn-App funktionierte auf Millionen Handys nicht

Vor einem Monat, bei der Vorstellung der neuen Corona Warn-App, lobte die Kanzlerin noch: „Diese App verdient Ihr Vertrauen“. Und auch ihr Amtschef Helge Braun sagte: „Nicht die erste Corona-App weltweit, aber die beste!“

Doch nun wurde bekannt, dass Millionen Smartphone-Besitzer, die Geräte von Samsung oder Huawei nutzen, seit dem Start vor fünf Wochen mit der App reichlich Probleme hatten. Im Zweifel sind sie gar nicht oder viel zu spät gewarnt worden.

Begründet wird das mit der Technik der entsprechenden Mobiltelefone sowie in einer mangelnden Aufklärung durch die App. Entwickelt worden ist sie durch den IT-Konzern SAP in Zusammenarbeit mit der Telekom. Und um diese Punkte geht es bei den Problemen: Normalerweise sammelt die Smartphone-App ständig Kontakte zu anderen Smartphones, sofern Bluetooth aktiviert ist. Parallel gleich die Software ständig ab, ob ein anderer Smartphone-Besitzer, mit dem man einmal in Kontakt war, als infiziert gemeldet wurde und diese Infektion auch anonym an die App weitergegeben hat. Ein automatischer Alarm ist die Folge: Sie hatten Kontakt, begeben sie sich zum Test.

Doch nun stellte sich heraus, dass auf Millionen Smartphones mit dem Android-Betriebssystem diese „Hintergrundaktualisierung“ der Warn-App solange automatisch ausgestellt war, wie die App nicht genutzt wurde. So sollte Strom gespart werden.

Inzwischen hat ein SAP-Sprecher auf Anfrage der „Bild“ bestätigt: „Es gab in der Tat ein Problem mit früheren Versionen der Corona Warn-App in Sachen Hintergrundaktualisierung auf Android-Geräten.“ Und auch das Robert-Koch-Institut als Herausgeber der App, räumte Fehler ein: „Der automatische Abgleich im Hintergrund wurde von einem Teil von Android-Smartphones unterbunden“.

Aus dem Gesundheitsministerium kam auf Anfrage derselben Zeitung ein Verweis auf eine aktualisierte Version der App. Diese ist am Mittwoch herausgegeben worden. Ein Sprecher sagte: „Mit der Version 1.1.1 ist das Problem behoben“. Jetzt lasse sich die App durch einen „Schieberegler“ im Programmpunkt „Priorisierte Hintergrundaktivität“ dauerhaft aktivieren.

Unklar ist allerdings, warum das seit Wochen bekannte Problem nicht durch die beteiligten Akteure durch einen Hinweis in der App an die Nutzer mitgeteilt wurde. Dass eine neue App durchaus Kinderkrankheiten habe, ist normal, so der FDP-Digitalexperte Manuel Höferlin. „Doch anstatt sie zu beheben und die App weiterzuentwickeln, ruht sich die Bundesregierung lieber auf den erreichten Downloadzahlen von knapp 16 Millionen aus.“ Der Präsident der Gesellschaft für Informatik, Professor Hannes Federrath, spricht ebenfalls von einem „sehr ärgerlichen Fehler“, welcher „gefährlich für die Gesundheit“ der Verbraucher sein könnte. Allerdings sieht er hier die Smartphone-Hersteller in der Schuld.