Kategorien: News

Delta-Variante hat Deutschland immer mehr im Griff

Zu erhöhter Wachsamkeit in Bezug auf die Ausbreitung der Delta-Variante mahnt der Virologe Christian Drosten an. Er warnt, dass die Fallzahlen bei einem vergleichbaren Verlauf wie in England ab Juli auch bei uns wieder steigen könnten.

Deutschland muss nach Einschätzung des Charité-Virologen Christian Drosten ab sofort in der Pandemie die Delta-Variante ernst nehmen. Auf einem Online-Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin sagte er: „Ich bin mittlerweile so weit, dass ich sage, wir sind hier jetzt im Rennen in Deutschland mit der Delta-Variante. Wir müssen das ab jetzt wirklich ernst nehmen.“

Das Robert-Koch-Institut hat in einer Analyse für die erste Woche des laufenden Monats festgestellt, dass sich innerhalb von einer Woche der Anteil der Delta-Variante auf fast sechs Prozent verdoppelt hatte. Dieser Anteil lag zuvor wochenlang bei eher zwei Prozent. Dorsten weiter: „Vom Gefühl her kann ich sagen, uns rufen immer mehr Leute an, die Ausbrüche beschreiben, immer mehr Labore“.

Derzeit gebe es in Süd-Dänemark und Schleswig-Holstein ein Ausbruchsgeschehen. Es sei zu Beginn der B.1.1.7-Epidemie nach Angaben von Drosten in Deutschland genauso gewesen. Im Winter war das Land durch die ansteckendere Variante aus Großbritannien in die dritte Pandemiewelle getragen worden. Maßnahmen zur Eindämmung waren inkonsequent oder sie kamen zu spät.

Drosten analysierte weiter, dass es derzeit in Deutschland eine vergleichbare Situation mit der in England im Mai gebe. Innerhalb weniger Wochen war trotz steigender Impfquoten die Delta-Variante zur vorherrschenden Variante geworden. Inzwischen sind die Inzidenzen wieder von 20 auf 70 gestiegen, Lockerungen wurden gestoppt. Vor allem junge Erwachsenen sind derzeit davon betroffen, die häufig beim Feiern oder in der Gastronomie unterwegs waren, so Drosten. In England hätten sich in erster Linie die Infektionen in den Impflücken abgespielt.

„Wenn wir jetzt so rechnen würden, wie sich das in England entwickelt hat, also mit einer ungefähren Verdoppelung pro Woche, dann hätten wir dieses spekulative Szenario: Dann lägen wir in dieser Woche schon bei 20 Prozent“, sagt der Virologe aus Berlin weiter. In Deutschland wäre demnach Anfang Juli die Delta-Varianten die dominante. Und man müsse nach Ansicht des Wissenschaftlers damit rechnen, dass die Meldezahlen zu diesem Zeitpunkt wieder erheblich ansteigen werden.

Doch sei dies bislang noch Spekulation und eine Hypothese. Wenn es Deutschland gelingt, die Inzidenzen weiter zu senken, dann habe das Land noch eine Chance. „Was auch helfen könnte, sind die Schulferien. In England ging es in den Schulen los. Das ist ein deutlicher Unterschied.“