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Deutschland beginnt mit Booster-Impfungen – die WHO ist dagegen

Die WHO fordert einen Stopp von sogenannten Booster-Impfungen. Doch Deutschland hat genau diese nun beschlossen. Welche Risiken sind damit verbunden? Und warum macht Deutschland es trotzdem?

Didier Houssin, der Vorsitzende des Corona-Notfallkomitees der Weltgesundheitsorganisation (WHO) forderte einen Stopp von Drittimpfungen, dazu gehören die sogenannten Booster-Impfungen, die in Deutschland gerade genehmigt wurden, um vollständig Geimpften eine Auffrischung ihrer Immunität zu ermöglichen.

Houssin erklärte, dass diese Auffrischungsimpfungen „die Ungleichheit beim Zugang zu Impfstoffen verschärfen“ würden. Die Länder, denen viel Impfstoff zur Verfügung steht, würden damit den Ländern Impfstoff vorenthalten, die teilweise noch nicht einmal genug Impfstoff haben, um Erstimpfungen durchzuführen.

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Europa ist mit einer Quote von fast 50 Prozent inzwischen Spitzenreiter im Impfen. Dagegen haben nur 3,5 Prozent der Afrikaner bereits eine erste Dosis erhalten.

Drittimpfung in Deutschland ab September

Die Gesundheitsminister in Deutschland beschlossen diese Woche, dass Anfang September Auffrisch-Impfungen für bestimmte Patientengruppen angeboten werden sollen. Diese sogenannte Booster-Impfung mit den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer oder Moderna soll folgenden Personengruppen zur Verfügung stehen:

  • Menschen die in Pflegeeinrichtungen leben und vor einem halben Jahr oder länger ihre zweite Dosis erhielten
  • Pflegebedürftige und Höchstbetagte auch in privatem Umfeld
  • Patientinnen und Patienten mit Immunschwäche, Immunsuppression
  • Personen, die bisher mit einem Vektor-Impfstoff von Astrazeneca oder Johnson & Johnson geimpft worden sind.

Hintergrund dieser Entscheidung sind Daten aus Israel, wonach die Schutzwirkung seit Beginn der Impfkampagne teilweise bis zu 42 Prozent abgenommen habe. Zwar liege die Schutzwirkung von mRNA-Impfstoffen immer noch bei 88 Prozent, doch für die genannten Risikogruppen sehen die Gesundheitsminister eine erhöhte Gefährdung. Frankreich, Israel, Großbritannien und Ungarn trafen vergleichbare Entscheidungen.

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WHO-Statement zum Mischen von Impfstoffen unterschiedlicher Hersteller

Unerwünscht ist ein Entwicklung, wonach Privatpersonen für sich entscheiden, ob sie eine Drittimpfung von einem anderen Hersteller wollen.

Die WHO-Chef-Wissenschaftlerin Dr. Soumya Swaminathan hatte darauf hingewiesen, dass sie einen Trend sehe, dass Privatpersonen von sich aus Impfstoffe mixen und womöglich eine dritte oder vierte Impfdosis planen. Sie reagierte damit auf einen Antrag von Biontech/Pfizer. Das Pharmagespann beantragte bei der US-Arzneimittelbehörde die Zulassung einer Drittimpfung mit dem mRNA-Impfstoff gegen Sars-CoV-2.

„Es wird zu einer chaotischen Situation in den Ländern führen, wenn die Bürger anfangen zu entscheiden, wann und wer eine zweite, dritte oder vierte Dosis nehmen soll“, schrieb Swaminathan via Twitter und fügte später hinzu, dass sie keine Einwände habe, wenn diese Entscheidung von Behörden komme: „Wenn Gesundheitsbehörden und beratende Ausschüsse Empfehlungen aussprechen, auch zu gemischten Impfplänen, stützen sie sich auf Daten“.