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Deutschland droht starker Anstieg der Arbeitslosenzahlen

Ist es ein Fluch oder ist es ein Segen? Unter Wirtschaftsexperten in Europa ist eine heftige Diskussion um die Kurzarbeit entbrannt. Die Europäische Zentralbank hat nun eine Studie veröffentlicht, wonach mittlerweile 35 Millionen Menschen in den fünf größten Volkswirtschaften der Euro-Zone in Kurzarbeit geschickt worden sind. Die EZB beurteilt dies als vollen Erfolg, denn Kündigungen sind ausgeblieben und die Wirtschaft stabilisiert worden. Auch sei die Kurzarbeit einer der Gründe, dass im April die Arbeitslosenquote in den Staaten der Währungsunion niedrig geblieben ist. Hier betrug der Wert 7,3 Prozent, in den USA lag dieser doppelt so hoch.

Der Finanzkonzern Allianz kommt in einer eigenen Studie hingegen zu einem ganz anderen Urteil. Die Kündigungswelle werde mit der massenhaften Anmeldung von Kurzarbeit allenfalls verschoben. Diese sogenannten „Zombie-Jobs“ wurden millionenfach durch die Politik geschaffen und werden bald wegfallen. In der Studie heißt es dazu: „Wir gehen davon aus, dass in den fünf größten europäischen Volkswirtschaften neun Millionen Arbeitnehmer oder 20 Prozent der derzeitigen Kurzarbeiter einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, ihren Arbeitsplatz 2021 zu verlieren“.

Sollten die Wirtschaftsfachleute der Allianz diesbezüglich recht behalten, so hätte dies für den deutschen Arbeitsmarkt besonders heftige Konsequenzen. Nimmt man die im Mai gemeldeten Kurzarbeiter-Fälle von rund 7,3 Mio. Beschäftigten als Grundlage, so drohen demnach in kürzester Zeit bis zu 1,5 Mio. zusätzliche Arbeitslose.

Dieses arbeitsmarktpolitische Instrument wolle die Allianz aber nicht gänzlich verdammen. Allianz-Ökonomin Katharina Utermöhl sagte gegenüber der „Bild“-Zeitung: „Dank Kurzarbeit konnte ein viel massiverer Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert werden. In den fünf größten Europäischen Volkswirtschaften hat im Schnitt jeder dritte Arbeitnehmer davon profitiert”.

„Zu finden sind die nur kurzfristig geschützten ,Zombie-Jobs’ vor allem im Gastgewerbe, der Unterhaltungsbranche sowie im Handel und der Industrie”, so Utermöhl weiter.

Die am Mittwoch vorgelegten Zahlen zur Kurzarbeit durch das Ifo-Institut decken sich mit dieser Beobachtung. Die meisten Kurzarbeiter-Fälle sind in diesen drei Branchen am häufigsten zu finden:

796 000 Jobs sind es im Gastgewerbe und damit bei rund 72 % der Beschäftigten. 513 000 Kurzarbeiter und damit bei rund 46 Prozent aller Beschäftigten ist es Fahrzeugbau der Fall und im Autohandel noch einmal 289 000 oder 44 Prozent.

Auch der Einzelhandel ist erheblich von den Einschränkungen betroffen. Von rund 683 000 Kurzarbeitern geht das Ifo-Institut derzeit aus. Hingegen scheinen die Nahrungs- und Genussmittelbranche, Energie- und Wasserversorger sowie Banken und Versicherungen glimpflich durch die Krise zu kommen. Besonders gut durch das Tal scheint die Baubranche zu kommen, hier sind lediglich 22 000 Kurzarbeiter oder vier Prozent aller Beschäftigten von Kurzarbeit betroffen.