Die Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf hat am heutigen Mittwoch eine sogenannte Fast-Track-Publikation veröffentlicht, die zeigt, dass trotz der weitläufigen Annahme von milden Verläufen bei einer Omikron-Infektion kein Grund zur Entspannung besteht. Die Forscher haben in aufwendigen Untersuchungen herausgefunden, dass es trotz alledem zu einer Schädigung von Organen kommen kann.
Nach eigenen Angaben haben die Wissenschaftler am UKE in Hamburg „die ersten Ergebnisse der weltweit größten Gesundheitsstudie zu den gesundheitlichen Folgen von Covid-19“ vorgelegt. Untersucht wurden dabei 443 Menschen, die lediglich leichte Symptome nach einer Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus aufwiesen. Begonnen hatte die Studie Mitte 2020 und beinhaltete einen Abgleich der Daten von Teilnehmern, die parallel an der „Hamburg City Health Study“ teilgenommen hatten. Diese waren nicht mit Corona infiziert.
Hingegen wiesen die Teilnehmer am UKE in der Regel keine bis milde Symptome auf. Vereinzelt war auch mäßige Auswirkungen spürbar, doch wurden weit über 90 Prozent der Betroffenen nur ambulant behandelt. Bei der Auswertung der Daten fiel dann auf, dass es bei den infizierten Personen im Vergleich zu den vom Alter und anderen Merkmalen her identischen Personen der Nichtinfizierten zu mittelfristigen Schädigungen an diversen Organen kam.
In einer Mitteilung des UKE zu den Ergebnissen heißt es dazu: „In der Lungenfunktionstestung konnte bei den Teilnehmenden ein um etwa drei Prozent reduziertes Lungenvolumen sowie ein leicht erhöhter Atemwegswiderstand dokumentiert werden. Die Herzuntersuchungen ergaben eine durchschnittliche Abnahme der Pumpkraft um ein bis zwei Prozent sowie eine 41-prozentige Erhöhung eines Markerproteins im Blut, welches Auskunft über die Belastung des Herzens gibt.“
Besonders betroffen waren dabei auch die Beine, bei denen ein zwei- bis dreimal so häufiger Anteil an Beinvenenthrombose mittels Ultraschalluntersuchungen nachgewiesen werden konnte. Parallel dazu wiesen einige Probenden eine reduzierte Nierenfunktion auf, wenn sie eine Corona-Infektion überstanden hatten.
Positiv fiel den Forschern aber auf, dass die Leistung des Gehirns im Vergleich zur Kontrollgruppe keinerlei Beeinträchtigungen erfahren hat. Auch wurde keine signifikante Veränderung in der eigenen Lebensqualität festgestellt. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass es bei den Betroffenen unbemerkt zu Veränderungen kam, die lediglich durch medizinische Untersuchungen in den verschiedenen Abteilungen des UKE herausgefunden wurden.
Der Kardiologe und Studienzentrumsleiter im Universitären Herz- und Gefäßzentrum, Raphael Twerenbold, sowie der Erstautorin und Epidemiologin am UKE, Elina Petersen, sind dies wichtige Ergebnisse: „Die Erkenntnis hat höchste Bedeutsamkeit gerade auch im Hinblick auf die aktuelle Omikron-Variante, die mehrheitlich mit milderen Symptomen einherzugehen scheint“, sagen sie.
Und auch, was auf die Betroffenen langfristig zukommt, lässt sich nach Ansicht des ärztlichen Leiters des Universitären Herz- und Gefäßzentrums, Stefan Blankenberg, besser einschätzen und planen. „Die Ergebnisse ermöglichen es uns, frühzeitig mögliche organische Folgeerkrankungen zu erkennen und die entsprechenden therapeutischen Maßnahmen einzuleiten.“
Mit der Nutzung unserer Webseite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.