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Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit mit besonders vielen Corona-Fällen

Es ist noch immer eine der entscheidenden Fragen, wo sich besonders viele Menschen mit dem Coronavirus infizieren. Nun haben sich Wissenschaftler dieser Frage angenommen und versucht herauszufinden, wie Einkommen, Herkunft und auch die politische Einstellung mit den Infektionen zusammenhängen. Die nun gewonnenen Erkenntnisse sind sehr aufschlussreich.

Wohngegenden, die ein besonders hohe Arbeitslosenquote mit einem hohen Ausländer- und Migrationsanteil aufweisen, sind überdurchschnittlich von hohen Corona-Fallzahlen betroffen. Infektionen kommen auch dort häufiger vor, wo die AfD einen besonders hohen Stimmenanteil in der politischen Gesellschaft haben. Dagegen sind besonders in Gegenden, in denen die Menschen gut bis sehr gut bezahlte Jobs und einen hohen Bildungsabschluss aufweisen, seltener von Infektionen betroffen. Auch in Wahlkreisen mit einem erhöhten Stimmenanteil an FDP-Wählern sind weniger betroffen.

Hervor gehen diese Informationen aus den Daten der Geodatenberatung Infas 360. In ihrer Untersuchung haben die Forscher die sozioökonomischen Faktoren am Beispiel der Großstadt Köln mit dem Infektionsgeschehen abgeglichen. Für insgesamt 86 Stadtteile der Stadt Köln mit insgesamt rund 36.000 Corona-Fällen haben sie überprüft, ob zwischen Durchschnittseinkommen, Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund, Zweitstimmenanteile der letzten Bundestagswahl, Anteil der Bewohner unter 18 Jahren, Zahl von Schulen oder ÖPNV-Anbindung und den Corona-Fällen ein Zusammenhang bestehen könnte.

„Das hat etwas mit der Wohnsituation zu tun“

Die vorliegenden Ergebnisse kommentiert Hajo Zeeb, Epidemiologie vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie an der Universität Bremen, gegenüber WELT AM SONNTAG mit den Worten: „Korrelation ist nicht gleich Kausalität, lautet ein Statistik-Grundsatz.“ Aber auch an anderen Orten lassen sich Zusammenhänge beobachten. „Auch in Bremen sehen wir in bestimmten Stadtteilen mit den gleichen Attributen ein erhöhtes Risiko. Das hat etwas mit Bevölkerungsdichte zu tun, mit der Wohnsituation.“

Das es in Deutschland bislang keine detaillierten Daten dazu gibt, ist für Zeeb nicht nachvollziehbar. „Es wäre sehr sinnvoll, so etwas viel stärker auszuwerten. Dann könnte man sehen, in diesen Stadtvierteln klumpt es sich, da muss man stärker hingehen und Bedürfnisse vor Ort aufgreifen.“

Das Robert-Koch-Institut RKI hat für den heutigen Tag 19.185 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Insgesamt stieg die 7-Tage-Inzidenz in der gesamten Bundesrepublik auf einen Wert von 162,3. In den vergangenen 24 Stunden sind zudem weitere 67 Menschen an oder mit dem Virus gestorben.