Gesundheitsämter kapitulieren vor Corona

Ein aktueller Überblick über die Infektionszahlen bei Corona: Fehlanzeige. Besonders in Bezug auf die Omikron-Variante ist derzeit keine verlässliche Aussage möglich. In den offiziellen Zahlen sind nach Angaben des Bundesgesundheitsministers Lauterbach eine Vielzahl von Fällen durch Testausfälle und Meldeverzögerungen gar nicht enthalten. Nun will sich der Minister mit Hilfe des RKI eine Übersicht verschaffen.

Die Situation in Deutschland ist verheerend, was die Corona-Lage betrifft. Erst Mitte Januar wird man einen aktuellen Stand bei den Infektionszahlen erreichen, so Stimmen aus der Hauptstadt. So sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums: „Die Zahlen werden sich zu Beginn des Jahres wieder normalisieren, es wird zu Nachmeldungen kommen.“ Besonders die mangelhafte Nachverfolgung von Kontakten hat zu diesem Chaos beigetragen, so Detlef Wagner, Gesundheitsstadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, gegenüber dem RBB. Derzeit können nur Kontaktpersonen von besonders gefährdeten Gruppen ermittelt werden, da sein Amt personell unterbesetzt sei.

Und dieser GAU erinnert fatal an den vergangenen Winter, denn geändert hat sich seitdem nicht viel. Besonders der erhöhte Krankenstand bei den Mitarbeitern und überarbeitetes Personal bereite massive Sorgen. Und das ist nicht nur in Berlin der Fall. So sind bei den meisten Gesundheitsämtern neben der Kontaktverfolgung inzwischen auch die Quarantäne-Meldungen weitestgehend eingestellt worden.

„Mehrere Länder haben sogar komplett die Suche nach Kontaktpersonen ausgesetzt, zum Beispiel Baden-Württemberg, Berlin und Hamburg“, sagte Bundesvorsitzende der Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Ute Teichert. Und ein Ende ist nicht absehbar. Die Personallage in den Gesundheitsämtern wird sich durch die schnelle Ausbreitung von Omikron noch weiter verschärfen.

Problematisch ist, dass in 15 Bundesländern die Bundeswehr schon mit rund 6.500 Soldaten im Einsatz ist, um dem Chaos Herr zu werden. Eigentlich sollten sie die Kontaktverfolgung unterstützen, doch hat der Einsatz der Truppe nicht helfen können, die Situation in Bezug auf verlässliche Datenerfassung zu bereinigen. Und so ist erneut Corona-Blindflug angesagt.

Um mittlerweile 45 Prozent ist innerhalb eines Tages nach Angaben des RKI die Zahl der nachgewiesenen oder vermuteten Fälle einer Omikron-Infektion gestiegen. Das RKI rechnet für den Rest der Woche mit einer hohen Zahl an Neu- und Nachmeldungen von Infektionen, auch mit Omikron. Nur ein geringer Teil war bisher auf Varianten hin untersucht worden. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es, „die Infektionszahlen sind ein wichtiger Indikator, aber natürlich nicht der einzige.“ Parallel dazu hat sich aber die Situation auf den Intensivstationen und in den Krankenhäusern allgemein doch ein wenig entspannt. Doch trotz alledem müssen die Impfungen voranschreiten und parallel dazu die Schutzmaßnahmen aufrecht erhalten werden.