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Land im Corona-Desaster trotz hoher Impfquote

Rund 900 Millionen Menschen wurden bereits gegen Sars-CoV-2 geimpft. Die vier erfolgreichsten Impfnationen sind Gibraltar, Israel, VAE und Chile. Doch eines davon ist inzwischen wieder Hochinzidenzgebiet. Der Grund ist inzwischen bekannt oder zumindest gibt es starke Indizien.

Wissenschaftler aus aller Welt schauen gebannt nach Chile. Das Land in Südamerika ist nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts seit 3. April wieder Hochinzidenzgebiet. Die Fallzahlen steigen seit Jahresbeginn kontinuierlich. Das ist verwunderlich, denn Chile weist eine sehr gute Impfquote auf. Fast 40 Prozent der knapp 20 Millionen Chilenen haben bereits eine Anti-Corona-Impfung erhalten. Trotzdem breitet sich das Virus rasant aus. Auch die Zahl der Todesfälle steigt wieder. Wie kann das sein?

Auffällig ist, dass Chile im Gegensatz zu anderen erfolgreichen Impfnationen überwiegend den Impfstoff Coronavac des chinesischen Herstellers Sinovac nutzte. Israel und Gibraltar, die inzwischen fast Corona-frei sind, verteilten den Impfstoff von Biontech/Pfizer in ihrer Bevölkerung. Die Vereinigten Arabischen Emirate fingen mit Coronavac an, impfen inzwischen aber auch mit dem Präparat von Biontech/Pfizer.

Aktuelle Studien gehen davon aus, dass Coronavac eine geringere Wirksamkeit aufweist als der Impfstoff von Biontech/Pfizer oder AstraZeneca. Nach der Vergabe der zweiten Dosis weise der Impfstoff von Sinovac eine Schutzwirkung von 67 Prozent auf, fanden chilenischer Wissenschaftler heraus. Zum Vergleich: Biontech/Pfizer und Moderna liegen bei über 90 Prozent. AstraZeneca schafft noch mehr als 82 Prozent. Doch auch das ist, nach Analysen der Chilenen, nur ein Teil der Wahrheit.

„Wir wissen, dass der Schutz von nur einer Dosis sehr schwach ist“, sagte Claudia Cortés, eine Expertin für Infektionskrankheiten an der Klinik Santa Maria in Santiago, dem „Wall Street Journal“. Die Wirksamkeit nach nur einer Spritze soll bei gerade einmal 16 Prozent liegen. Die Bevölkerung sei jedoch nicht darüber aufgeklärt worden, dass eine Dosis eine sehr geringe Schutzwirkung hat. Deshalb hätten vermutlich viele Chilenen schon nach der ersten Spritze die Vorsicht abgelegt und sich nicht mehr voll an die Corona-Maßnahmen gehalten, vermutet die Infektiologin.

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Die meisten Menschen in Chile wussten nicht, „dass man zwei Dosen braucht, dass man warten muss“, so Cortés. Das ist tragisch. Denn die geringere Wirksamkeit von Coronavac war in wissenschaftlichen Kreisen kein Geheimnis. Nach einer groß angelegten klinischen Studie in Brasilien sprach der Hersteller selbst von einer Wirksamkeit um die 50 Prozent. Schwere Krankheitsverläufe sollen zu 80 Prozent verhindert werden.