Stromkrise: Deutscher Stromanbieter stoppt Lieferungen an zigtausende Kunden

Die europaweite Energiekrise zwingt jetzt offenbar den ersten deutschen Stromanbieter in die Knie. Bereits in zwei Bundesländern heißt es: Strom aus! 

Völlig überraschend ging bei hunderten von Stromkunden am Freitag ein Kündigungsschreiben ein. Darin teilt ihr Stromanbieter, die Rheinische Elektrizitäts- und Gasversorgungsgesellschaft (ehemals 365 AG) mit, dass sie die Stromversorgung zum 19. Oktober beenden wird. Gründe für die kurzfristige Einstellung der Versorgung nennt das Unternehmen mit Sitz in Köln, das den meisten durch seine Marken „Immergrün“ und “Meisterstrom” bekannt ist, nicht.

Experten gehen davon aus, dass die aktuell außergewöhnlich hohen Börsenpreise für Strom und Gas ausschlaggebend waren, welche die Beschaffungskosten der Energieanbieter in die Höhe treiben. Erst im September hatte die Rheinische Elektrizitäts- und Gasversorgungsgesellschaft mit vorübergehenden Preiserhöhungen reagiert, die zwischen Ende Dezember 2021 und Anfang Mai 2022 gelten sollen. In einem entsprechenden Schreiben wies der Anbieter laut energate darauf hin, dass diese Erhöhung „aufgrund außergewöhnlich stark angestiegener Großhandelspreise für die kommende Verbrauchsperiode notwendig“ sei.

Verbraucherschutz und Grundversorgung

Die selektiven Kündigungen betreffen zunächst Kunden in Bremen und Hessen, die auf ihr Sonderkündigungsrecht hingewiesen wurden. Von einem Sonderkündigungsrecht können Kunden Gebrauch machen, wenn sich der Strompreis erhöht. Auch in diesem Fall ist eine unterbrechungsfreie Stromversorgung in der Regel garantiert. Verbraucherzentralen bleiben über die Rechtswirksamkeit der durch die Rheinische Elektrizitäts- und Gasversorgungsgesellschaft ausgesprochenen Kündigungen dennoch skeptisch. Im Falle einer außerordentlichen Kündigung bedürfe es einer weitaus ausführlicheren Begründung seitens des Stromanbieters..

Kein Einzelfall

Die Rheinische Elektrizitäts- und Gasversorgungsgesellschaft dürfte nicht der letzte Stromanbieter sein, der diesen drastischen Schritt geht. Experten gehen davon aus, das weitere Anbieter versuchen werden, aus den teuersten Verträgen herauszukommen. Mehrere europäische Staaten haben bereits Maßnahmen ergriffen, um ihre Bürger vor untragbaren Strom- und Heizungsrechnungen zu schützen. Inwieweit die deutsche Bundesregierung eingreift, wird nach den Koalitionsverhandlungen abzuwarten bleiben.