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Schulausfall kostet künftige Generationen Billionen

Geöffnete Schulen können durch Homeschooling und Distanzunterricht nicht ersetzt werden, wie das Ifo-Institut gerade warnt. Derzeit werde eine gesamte Generation an Schülern ökonomisch soweit abgehängt, dass keine Chance besteht, diese Verluste je wieder aufzuholen.

Seit Langem sind sich die Bildungsforscher und Ökonomen einig, dass die geschlossenen Schulen auf lange Sicht einen hohen Preis für die Schüler darstellen, da ihnen teilweise essenzielle Bildung entgeht. Aber lässt sich dieser Schaden eventuell auch genau beziffern?

Dies hat aktuell das Münchner Ifo-Institut versucht und ist dabei auf erschreckende Zahlen gekommen. Die negativen Folgen der Schulschließungen in der Pandemie könnten sich demnach auf bis zu 3,3 Billionen Euro summieren. Sowohl die einzelnen Schüler sind von den Auswirkungen betroffen, aber auch die Volkswirtschaft auf Grund von Folgeeffekten, wie der Bildungsökonom am Ifo-Institut, Ludger Wößmann in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ sagte. „Nichts ist in der Bildungsökonomie so gut dokumentiert wie der Zusammenhang von Bildung und Einkommen“. Bleiben bis einschließlich Ende Februar die Schulen geschlossen, so wird sich der Verlust der Lebenseinkommensverlust der Schüler demnach um 4,5 Prozent verringern, warnte der Ökonom.

Hochgerechnet würde sich der Schaden durch den Ausfall von 18 Wochen Schule, davon zwölf im Frühjahr des vergangenen Jahres und noch einmal sechs Wochen aktuell, für die Volkswirtschaft auf einen Verlust von 3,3 Billionen Euro bis zum Ende des Jahrhunderts ergeben. Das errechnete Wößmann für das „Handelsblatt“. Diese Summe könnte sogar noch auf mehr als vier Billionen Euro ansteigen, wenn die Pandemie in Deutschland nicht in den Griff zu bekommen ist und die Schulen noch bis zum Ende März geschlossen bleiben müssten.

„Dieser massive Schaden wird aller Voraussicht nach auch trotz des Digitalunterrichts eintreten“, prognostiziert der Ifo-Forscher. In den Niederlanden habe derweil eine Studie aufgezeigt, dass in den dortigen jährlichen Abschlussprüfungen durch die Schulschließung von acht Wochen ein durchschnittlicher Lernverlust von rund 20 Prozent in dem Schuljahr aufgetreten ist.

Am Gesamtbild ändere sich auch nichts, wenn Kinder in einem Haushalt mit höherem Bildungsabschluss durch die Eltern gut gefördert würden und wenig versäumen. Noch deutlicher sei der Verlust in den Niederlanden bei Kinder aus bildungsferneren Schichten gewesen. Auch sei bekannt, dass „gerade schwächere Schüler auch in Deutschland ihre Lernzeit während der Schulschließungen besonders stark verringert hätten“, sagte Wößmann.