Polizei warnt Bevölkerung: Riesige Betrugsmasche bei Lidl, auch hunderte Nicht-Kunden betroffen

Lidl hat riesigen Ärger mit Betrügern. Viele Personen werden vollkommen ahnungslos zu Betrugsopfern. Die Polizei ermittelt nun in mehreren Städten wegen Betrugs mit der neuen Bezahl-App von Lidl. Besonders problematisch: Opfer des Betrugs sind vor allem Personen, welche die App gar nicht nutzen.

Mit „Lidl Pay“ hat der gleichnamige Discounter dieses Jahr eine eigene Bezahl-App eingeführt. Der Service, den viele Kunden sehr schätzen, hat leider eine erhebliche Sicherheitslücke. Betroffen sind nicht unbedingt die Nutzer der App selbst, sondern Personen die bei der App unwissentlich registriert werden.

Das heißt: Sogar Personen, die noch nie in ihrem Leben bei Lidl eingekauft haben, können zu Opfer des „Lidl Pay“-Betrugs werden. In Baden-Württemberg und Bayern wurden in den vergangenen Wochen mehr als 200 Betrugsversuche gemeldet. Personen hatten sich an die Polizei gewandt, nachdem „Lidl Pay“ Geld von ihrem Konto eingezogen hatte, obwohl sie die App gar nicht nutzten. Das Problem kann bundesweit in Erscheinung treten.

Hintergrund der Sicherheitslücke sind Betrüger, welche die App mit einer falschen Identität und fremden Bankdaten nutzen. Lidl konnte bis jetzt nicht sicherstellen, dass das nicht passiert. Bezahldienstleister wie beispielsweise Paypal lassen zur Verifizierung der Kontendaten zunächst einen Cent-Betrag überweisen. Nur wenn der Nutzer diese Überweisung tätigen oder bestätigen kann, wird die Kontoanmeldung akzeptiert. Bei „Lidl Pay“ gibt es offenbar noch keinen solchen Sicherheitsmechanismus. Der Discounter kündigte jedoch Nachbesserungen an.

Wie die Polizei meldet, verschaffen die Täter sich die Kontendaten von Fremden aus Bezugsquellen, die in keinem Zusammenhang mit Lidl stehen. Deshalb werden die Geschädigten völlig ahnungslos getroffen. Kriminelle geben beispielsweise bei „Ebay Kleinanzeigen“ ein Kaufinteresse an und lassen sich dabei die Bankdaten von Fremden geben. Mit diesen Daten melden die Betrüger sich anschließend bei „Lidl Pay“ an und kaufen damit ein. Der Kaufpreis wird dann vom Konto des Geschädigten abgezogen.

Wer den Betrug rechtzeitig bemerkt, kann den Bankeinzug bei seiner Bank für ungültig erklären. Wie die „Frankenpost“ berichtet, häufen sich allerdings Berichte von Geschädigten, die anschließend eine Mahnung von Lidl erhielten, bzw. von einem Inkasso-Unternehmen, das für Lidl unbezahlte Rechnungen eintreibt.

Die „BNN“ schreibt mit Bezug auf das Landeskriminalamt in Baden-Württemberg, dass dort bereits hunderte Verfahren wegen dieses Problems aktenkundig seien. Lidl sprach auf Rückfrage von Einzelfällen. „Vollständig ausschließen lassen sich Betrugsfälle unabhängig von der Bezahlmethode nie“, beschwichtigte eine Sprecherin gegenüber der „Wirtschaftswoche“.