Traurige Omikron-Überraschung: Beunruhigende Zahlen aus Südafrika

Mitte Dezember kam scheinbar Entwarnung aus Südafrika: Viele Corona-Fälle, aber wenig Tote. Diese Aussage muss nun korrigiert werden. Denn plötzlich steigen die Sterbefallzahlen wieder.

Seit Mitte Dezember sinken die Infektionszahlen in Südafrika. Dafür steigt nun allerdings seit Tagen die Zahl der gemeldeten Todesfälle. Das Phänomen kann mehrere Ursachen haben.

Die Zahl der Todesfälle in Südafrika stieg in der ersten Dezemberhälfte nur leicht an, während parallel die Infektionszahlen explodierten. Am 17. Dezember kam es zu einem Wendepunkt. Mit 24.000 Neuinfizierten an einem Tag schrieb Südafrika seinen letzten traurigen Corona-Rekord. Seither sinken die Infektionszahlen. Doch gleichzeitig steigt die Zahl der gemeldeten Todesfälle weiter an. Aktuell bewegt sich die Kurve wieder steil nach oben.

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Viele internationale Wissenschaftler diskutieren das Phänomen via Twitter. Unter anderem der Cambridge-Mathematiker Ridhwaan Suliman postete eine Grafik dazu und nannte zwei mögliche Erklärungen: „Eine stärkere Verzögerung und/oder langsamere Berichterstattung.“ Tatsächlich war eine Verzögerung zu erwarten. Denn die Todeszahlen steigen seit Beginn der Pandemie immer erst zwei bis drei Wochen später als die Infektionszahlen. Das hängt mit dem Krankheitsverlauf zusammen. Infizierte sterben meist nach rund zwei Wochen. Dann vergehen weitere Tage bis ihr Tod gemeldet wird.

„Omikron folgt nicht den üblichen 14-21 Tagen Verzögerung, die in anderen Wellen beobachtet wurden“, schreibt der Harvard-Epidemiologe Dr. Eric Feigl-Ding, der die Zahlen in Südafrika ebenfalls mit hohem Interesse beobachtet. Ihm fiel auf, dass jetzt nicht nur die Corona-Todesfälle steigen, sondern auch die allgemeine Sterberate angestiegen ist – und zwar um 30 Prozent über den zu erwarteten Todesraten aufgrund von vorangegangenen Jahren. Diese Kurve übersteige nun sogar anhaltend die gemeldeten Todesfälle der Delta-Welle.

https://twitter.com/DrEricDing/status/1482862926721691650?ref_src=twsrc%5Etfw

Feigl-Ding vermutet, dass viele Covid-19-Fälle nicht als solche erkannt wurden. Auch in der Vergangenheit schätzte man in Südafrika eine hohe Dunkelziffer an Corona-Infizierten. Jetzt bei Omikron sei diese besonders hoch.

Diese Nachrichten sind nicht gerade beruhigend, aber auch nicht überraschend. Obwohl Omikron-Infektionen überwiegend milder verlaufen als bei Delta, rechnen einige Wissenschaftler trotzdem mit vielen Toten. Die Berechnungen der kanadischen Biologin Malgorzata Gasperowicz machen deutlich, dass infektiösere aber weniger gefährliche Krankheiten mehr Tote verursachen können als extrem gefährliche aber weniger ansteckende Krankheiten. Da Omikron extrem viele Menschen infiziert, gehen viele Wissenschaftler auch von steigenden Sterbefallzahlen aus. Milder sind diese dann nur im Verhältnis zur Zahl der Infizierten.