Mit Blick auf Großbritannien fürchten Experten einen extremen Anstieg der Neuinfektionen unter dem Einfluss von Omikron. „Da kommt keine Welle, sondern eine Wand“, sagt ein Journalist. Der Virologe Christian Drosten stimmt ihm zu und ergänzt, dass Deutschland ein „Sonderproblem“ habe.
Die zuletzt veröffentlichten Zahlen aus Großbritannien verheißen nichts Gutes. Mit Omikron steigen die Infektionszahlen in nie dagewesenem Tempo. Der „Zeit“-Journalist Christian Endt twitterte eine Grafik, welche die zu erwartende Inzidenz-Entwicklung in Deutschland zeigt – unter der Annahme, dass Omikron vermutlich schon um Weihnachten das Infektionsgeschehen dominiert. Die dargestellte Kurve steigt um Weihnachten so stark an, dass sie keine „Welle“ formt, sondern eine „Wand“. Die derzeit sinkenden Zahlen werden binnen zehn Tagen wieder ausgeglichen. Dann steigt die Kurve dramatisch. Passend dazu schreibt er: „Da kommt keine Welle, sondern eine Wand.“
Der Regierungsberater und Charité-Virologe Christian Drosten teilte diesen Tweet und schrieb, dass er mit dieser Einschätzung „vollkommen überein“ stimme. Doch zusätzlich sieht er in Deutschland ein „Sonderproblem“. In der Bundesrepublik treffen nämlich zwei Faktoren zusammen, die eine ungünstige Prognose für die Entwicklung der pandemischen Lage verursachen.
https://twitter.com/c_drosten/status/1471757584617062405?ref_src=twsrc%5Etfw
Erstens ist Deutschland eine verhältnismäßig alte Gesellschaft. Der Altersdurchschnitt in der Bevölkerung liegt laut Eurostad bei fast 46 Jahren. Fast 29 Prozent der Bevölkerung sind über 60 Jahre alt. Das sind etwas mehr als 24 Millionen Menschen. Zweitens liegt die Impfquote in diesem Bevölkerungsanteil vergleichsweise niedrig. Etwa 87 Prozent der Über-60-Jährigen sind vollständig geimpft. Das klingt zwar zunächst nach einem großen Anteil, doch im Umkehrschluss bedeutet es, dass 3,1 Millionen Menschen als gefährdet einzustufen sind. Weil sie über 60 Jahre alt und nicht durch eine Impfung geschützt sind, tragen sie bei einer Infektion ein hohes Risiko, einen schweren Verlauf zu entwickeln.
Wenn die Inzidenzen sich so entwickeln, wie die Zahlen aus Großbritannien erahnen lassen, dann könnte es sein, dass diese 3,1 Millionen Gefährdeten sich in kürzester Zeit infizieren. Auf die Krankenhäuser käme eine noch nie dagewesene Welle an Erkrankten zu.
Die Berater um Boris Johnson in London schlagen ebenfalls Alarm. Am Mittwoch wurde der bisherige Rekordwert an Neuinfektionen gebrochen. Einige Experten glauben, dass Großbritannien um Weihnachten mehr als 1 Millionen Neuinfektionen pro Tag schreiben könnte, was wiederum mehrere Tausend tägliche Neuhospitalisierungen zur Folge hätte. Eine Sprecherin der britischen Gesundheitsbehörde sprach von der „wahrscheinlich größten Gefahr seit Beginn der Pandemie“.
Foto: Christian Drosten, über dts Nachrichtenagentur
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