Bittere Wahrheiten: Virologe erklärt, wie es nun mit Omikron weitergeht

Omikron ist anders als alle vorhergehenden Varianten. Doch was bedeutet diese Mutante für die kommenden Wochen? Der Virologe Prof. Dr. Friedemann Weber von der Universität Gießen spricht Klartext. Demnach gibt es vier Möglichkeiten, wie es jetzt weitergeht.

Der Virologe Prof. Dr. Friedemann Weber von der Universität Giessen modellierte vier mögliche Szenarien, wie es nun mit Omikron weitergeht. Seine Thesen wurden von „ZDF heute“ veröffentlicht und geben verständlich wieder, was in den nächsten Wochen passieren wird.

Experten sprechen von Pandemie und Endemie und streiten sich, ob Omikron mild ist oder nicht. Weitestgehend einig sind sich jedoch, dass diese Mutation extrem ansteckend ist und in wenigen Wochen große Teile der Bevölkerung infiziert sein werden. Doch was bedeutet das nun konkret für unsere nahe Zukunft? Laut Weber kommen folgende Entwicklungen in Frage:

Erstes Szenario: Omikron ist gefährlicher als Delta und umgeht den Immunschutz von Geimpften und Genesenen: In diesem Fall käme es zu dramatischen Infektionswellen mit schweren Krankheitsverläufen und vielen Toten. Dann müssten schnell neue Impfstoffe bereitgestellt werden und es käme auch zu neuen Impfkampagnen.

Zweites Szenario: Omikron ist weniger gefährlich. Es umgeht die Immunantwort von Geimpften und Genesenen, versursacht aber verhältnismäßig wenig schwere Verläufe: Es kommt zur sogenannten Durchseuchung der Bevölkerung. Am Ende bleibt Covid-19 dauerhaft bestehen – die sogenannte endemische Phase tritt ein. Die meisten Erkältungsviren sind endemisch, aber auch schwere Krankheiten wie Malaria zählen regional als endemisch, weil sie sich dort fest etabliert haben.

Drittes Szenario: Die bestehenden Impfstoffe erweisen sich als wirksam genug, um schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Ungeimpfte entwickeln jedoch schwere Verläufe. Es kommt zu entsprechenden Belastungen der Gesundheitssysteme.

Viertes Szenario: Immer mehr Menschen lassen sich impfen und bald auch boostern. Bei einer Booster-Impfquote von mehr als 90 Prozent ist die Bevölkerung „weitestgehend immun“. Omikron kann sich nicht mehr großflächig ausbreiten und es kommt kaum noch zu schweren Krankheitsverläufen.

Zu den Szenarien ergänzte der Virologe, dass hohe Infektionszahlen auch das Risiko für die Entstehung neuer Varianten begünstigen. Wie diese sich dann verhalten, ist noch unvorhersehbar.

Biontech und Instadeep, ein Unternehmen, das sich auf die Entwicklung künstlicher Intelligenz spezialisiert hat, arbeiten derzeit an einem Frühwarnsystem, das potenziell gefährliche Varianten schnell identifizieren soll. Dabei wird vor allem das Spike-Protein von Virusproben auf Mutationen untersucht, die das Immunsystem umgehen können. In einem Versuchslauf war das System den Analysen der WHO um bis zu acht Wochen voraus. Noch befinden sich die Forschungsergebnisse aber im Preprint-Stadium. Das heißt, sie müssen noch von Fachkollegen überprüft werden.