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Wieder ein Ausbruch im Schlachtbetrieb Tönnies

Das Gesundheitsministerium in Nordrhein-Westfalen bringt bereits 2.100 Infektionen mit dem Schlachtbetrieb Tönnies in Verbindung. Kaum ist der erste Ausbruch überstanden, wurde nun der zweite festgestellt. Dieses Mal wurden zunächst 20 Infizierte gefunden.

Dem Kreis Gütersloh liegen aktuell 20 Infektionsnachweise mit dem neuen Coronavirus Sars-Cov-2 vor. Wieder ist das Infektionsgeschehen auf einen Ausbruch bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück zurückzuführen. Eine Kreissprecherin bestätigte dem Nachrichtenmagazin „SPIEGEL“, dass es sich bei den Infizierten um „20 Personen aus dem Arbeitsumfeld der Firma Tönnies“ handele. Heute soll ein Krisenstab über das weitere Vorgehen bestimmten.

Der Kreis, der seit Donnerstag über die Fälle informiert ist, organisiert derzeit das „Infiziertenmanagement“. In dieser Phase ermitteln die zuständigen Gesundheitsämter, wie und wo die Ansteckung erfolgte und wer sich seither noch angesteckt haben könnte. Außerdem wird kontrolliert, ob die Infizierten und alle die mit ihnen in Kontakt standen, die angeordneten Quarantäneregeln einhalten.

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Neue Erkenntnisse zum ersten Ausbruch im Mai

Zwischenzeitlich konnten Forscher den ersten massiven Ausbruch bei Tönnies im Mai rekonstruieren. In einer gemeinsamen Studie des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI), des Leibniz-Instituts für Experimentelle Virologie (HPI) und der Uniklinik Hamburg-Eppendorf machten die Wissenschaftler einen sogenannten Superspreader ausfindig, der das Virus vermutlich an alle Personen im Umkreis von bis zu acht Metern weitergab. Es soll sich dabei um einen Produktionsmitarbeiter in der Rinderzerlegung des Schlachtbetriebs Tönnies in Gütersloh handeln.

Aus den Untersuchungen geht auch hervor, welche Bedingungen den Ausbruch begünstigten. Hauptursache für die massive Ausbreitung des Erregers sei die Umwälzung der Luft bei niedrigen Temperaturen und schlechter Belüftung. Diese Bedingungen bestanden bei der Rinderzerlegung im Schlachtbetrieb Tönnies. Eine Klimaanlage kühlte den Arbeitsraum auf zehn Grad Celsius und wirbelte die Luft dabei immer wieder umher. Die Mitarbeiter verrichten anstrengende körperliche Arbeit und bekommen wenig Frischluft. „Damit ist ein Superspreader-Vorgang für den Ausbruch bei Tönnies gefunden,“ teilte der Braunschweiger Professor Adam Grundhoff der dpa mit. Weiter mahnte der Wissenschaftler: Der allgemein vorgeschriebene Mindestabstand von 1,50 Meter reiche unter diesen Bedingungen nicht aus, um eine Übertragung zu verhindern.

Unmittelbar nach dem ersten Ausbruch wurde auch die Wohnsituation der Mitarbeiter für den massiven Ausbruch verantwortlich gemacht. Dies konnten die Wissenschaftler der aktuellen Studie nicht bestätigen. Nach den ersten Vorwürfen gegen Tönnies, ließ der Schlachtbetrieb neue Filter-Anlagen installieren, um die Umwälzung verbrauchter Luft zu verhindern.