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Neue Wirtschaftskrise: Taugen Bitcoins als Krisenschutz?

Einer der Hauptgründe, warum sich Nutzer Bitcoin und Co. zuwenden, ist die Unabhängigkeit von den etablierten Fiat-Geldsystemen. Kryptowährungen scheinen als Alternative zur mehr oder weniger schleichende Inflation Euro, Dollar und Co. Daher stellt sich durchaus berechtigt die Frage, taugt der Bitcoin als Schutz vor (Finanz-) Krisen?

Bisher lässt sich diese Frage nur theoretisch beantworten, denn seit dem Beginn ihrer Existenz haben Bitcoin und die zahlreichen Altcoins noch keine echte Rezession oder Finanzkrise in der industrialisierten Welt erlebt. Hedgefondsmanager Jim Chanos hat dazu eine klare Meinung: In einer Krise sei viel besser Nahrungsmittel oder Fiat-Währungen zu halten als Kryptowährungen, sagte er gegenüber Bloomberg. Das ist natürlich eine weite Bandbreite für das Ausmaß von Krisen. Nahrungsmittelknappheit haben die meisten Industrieländer zuletzt in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt. Und in dieser Zeit – manch einer mag sich an die Erzählungen seiner Großeltern erinnern – war es beispielsweise nicht Gold, was die Notwährung war: Zigaretten waren die Ersatzwährung. Und Nahrungsmittel waren natürlich auch hoch begehrt. Stadtbewohner reisten auf die Dörfer um ihr Hab und Gut gegen Nahrung einzutauschen, sodass manchem Bauern nur noch der Teppich im Kuhstall fehlte. Vorteile der Zigaretten waren: Sie waren gut aufbewahrbar, teilbar in kleine Einheiten, anonym und im Zweifel konnte man sie als Genußmittel selbst verbrauchen, wichtigster Punkt war jedoch: Sie waren ein Suchtmittel und ein passionierter Raucher hat wohl nach einigen Tagen “Entzug” ein kleines Vermögen für Zigaretten getauscht. Und Raucher gab es viele. Mein Großvater sagte oftmals: Die meisten Menschen in der Kriegsgefangenschaft sind am Tabak gestorben – nicht etwa an der Gesundheitsschädlichkeit der Zigaretten, sondern weil sie ihr letztes Essen für Tabak eintauschten. Kann der Bitcoin da mithalten? Das ist berechtigterweise fraglich.

Aber wenn man einmal nicht so apokalyptisch denkt, dann ist sicher die nächste Rezession, Flaute oder Finanzkrise das naheliegendere Szenario, sogar extrem naheliegend, wenn man bedenkt, dass der aktuelle Bullenmarkt bereits seit 9 Jahren anhält. Was kann man in solche einer Krise von Kryptowährungen erwarten?
Fakt ist, dass eines der entscheidenden monetären Instrumente in der Krise die Notenbanken als “lender of last resort” sind. Geld drucken, staatliche Konjunkturprogramme aufsetzen um die Wirtschaft zu stimulieren, das sind entscheidende Maßnahmen um Krisen zu überwinden; prominentestes Beispiel ist mit Sicherheit die Weltwirtschaftskrise Anfang der 30-er Jahre. Sowohl in Deutschland als auch in den USA waren es staatliche Konjunkturprogramme die mit frischem Geld, die die Krise überwanden: In den USA war es Roosevelts “New Deal” mit Infrastrukturprojekten wie dem Hoover-Damm und in Deutschland waren es Hitlers Arbeitsdienst, der Menschen über Infrastrukturprojekte wieder in Lohn und Brot brachte. Letzterer mit seinen Arbeitseinsätzen schon auf das dunkle Ziel Kriegsziel hinarbeitend.

Oder man denke auch nur an die Finanzkrise 2007/2008 – hier war gerade der stabile Euro das Damoklesschwert für Griechenland, der eine so hilfreiche Abwertung – wie sie die südeuropäischen Länder vor der Euroeinführung so oft nutzten – plötzlich nicht mehr machbar. Auch die Goldpreisrallye bis fast auf 2.000 Dollar je Unze kam erst deutlich nach der Finanzkrise. Insofern stellt sich auch hier die Frage: Ist eine streng deflationäre Kryptowährung der sichere Hafen? Und die Antwort ist bestenfalls: Vielleicht.

Letztendlich kann diese Frage, ober Kryptowährungen ein funktionierender Krisenschutz sind, keiner mit Gewissheit beantworten. Allein mit einem Blick in die Geschichte ist die Antwort keineswegs so klar wie man auf den ersten Blick denken mag. Dabei spielt es auch eine große Rolle, welchen Verbreitungsgrad Kryptowährungen zur Krisenzeit haben. Sind sie immer noch nur eine Nische oder sind sie schon Mainstream. Gerade letzterer Fall erscheint mit Blick auf die Geschichte eher das gefährliche Szenario zu sein.