Kategorien: News

Zuckerbrot und Peitsche: Ungeimpfte bleiben unbeeindruckt

Die Zahl der Neuinfektionen steigt und die Impfquote stagniert: Hilft nur noch Zwang? Trotz aller verzweifelten Appelle aus Politik und Wissenschaft: Deutschland wird seine Impfziele aller Voraussicht nach nicht erreiche und Ungeimpfte zu überzeugen wird schwer, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.

Die Impfkampagne der Bundesregierung scheint zu floppen. Die künftigen Ampel-Koalitionäre haben bereits angekündigt, im November darüber zu beraten, wie mehr Menschen von einer Immunisierung überzeugt werden können. Noch dümpelt  die Impfrate vor sich hin. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern, folgt man einer aktuellen Studie des Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums.

So hat die bisher größte Erhebung unter Ungeimpften ergeben, dass sich zwei Drittel (65 Prozent) der rund 3000 Befragten, „auf keinen Fall“ in den nächsten zwei Monaten impfen lassen wollen. 23 Prozent tendierten zu „eher nein“. Lediglich 2 Prozent der Befragten wollten sich „auf jeden Fall“ impfen lassen. Die restlichen 10 Prozent zeigten sich unentschlossen oder hielten eine spätere Impfung „eher“ für möglich.

Aufschluss gibt die Studie auch darüber, welche politischen Hebel und finanziellen Anreize Impfgegner überzeugen könnten, ihre Meinung zu ändern: nämlich wenig bis gar keine. Im Gegenteil, Prämien und Vergünstigungen würden die Impfbereitschaft sogar verringern. Da gaben 18 Prozent der Befragten an. Für die Mehrheit der Umfrageteilnehmer (86 Prozent) wäre die Aufhebung von Beschränkungen nach einer Impfung ohne Einfluss auf ihre Entscheidung. 75 Prozent würden sich nicht durch Belohnungen für Geimpfte beeinflussen lassen. 

Warten auf eine Alternative

Auch wenn sich die übergroße Mehrheit der Befragten durch Maßnahmen und gegenwärtige Entwicklungen hinsichtlich ihrer Impfbereitschaft nicht beeinflussen lassen, gibt es dennoch eine Ausnahme, die mehr Skeptiker von einer Impfung überzeugen könnte: Die Zulassung von sogenannten Totimpfstoffe mit abgetöteten Krankheitserregern. Hier gaben immerhin 56 Prozent an, dass sich dann ihre Impfbereitschaft erhöhen würde. Nur ein vergleichsweiser kleiner Anteil von 36 Prozent meint, das würde ihre Haltung zu einer Corona-Impfung nicht beeinflussen.

Darin zeigt sich auch einer der wesentlichen Gründe für die fehlende Impfbereitschaft der Befragten.   Demnach sind die Zweifel an der Sicherheit der bisher verfügbaren Impfstoffe ausschlaggebend.  Eine große Mehrheit hält diese nach wie vor für zu wenig erprobt (74 Prozent) und befürchtet Impfschäden und Langzeitfolgen (62 Prozent). Ein weiterer Grund ist für 63 Prozent der Befragten, dass auch Geimpfte sich mit Corona infizieren und andere anstecken können.

„Idealtypen“ und Unbelehrbare

Die freie Wahl des Impfstoffs, Gutscheine oder auch eine Lotterie können also nicht zu einer Covid-Schutzimpfung motivieren. „Ich habe mich gefragt, was man dagegen tun kann“, so Professor Thomas Martens von der Medical School in Hamburg gegenüber, „und kam so auf die Idee, zu untersuchen, wo die unterschiedlichen psychologischen Barrieren liegen“. Herausgekommen sind 15 „Idealtypen“, die unterschiedlich gut motivierbar sind und drei Typen, bei denen laut Marten, jegliche Liebesmüh (mit großer Wahrscheinlichkeit) vergebens ist. 

Ob die Vorschläge, die der Professor für pädagogische Psychologie für gezielte Ansprachen dieser unterschiedlichen Typen macht, bei den Ampel-Koalitionäre Gehör findet, scheint jedoch recht unwahrscheinlich.