In den letzten Wochen hat die Notwendigkeit, dass Deutschland vom russischen Gas unabhängig wird, eine ganz neue Dimension erreicht. Der Krieg in der Ukraine in Verbindung mit der befürchteten Energieknappheit und den steigenden Preisen führt dazu, dass mehr Menschen denn je die Wichtigkeit des Energiesparens erkennen. Welche Maßnahmen schlägt die Regierung vor?
Laut einer Umfrage des Forsa-Instituts versuchen bereits 72 Prozent der Deutschen, ihren Energieverbrauch bei Gas und Strom zu senken. Sie nutzen auch ihr Auto weniger. Elf Prozent planen, in naher Zukunft Energiesparmaßnahmen zu ergreifen. Nur 15 Prozent sind nicht bereit, ihren Energieverbrauch zu reduzieren.
63 Prozent der Befragten gaben an, dass sie auch bereit sind, ihre Thermostate im kommenden Winter um 2 Grad zu senken. Anlass für diese Frage ist ein Vorschlag der Bundesnetzagentur, der in den letzten Wochen für viel Aufsehen gesorgt hat. Der Vorschlag sieht eine Absenkung der gesetzlichen Mindesttemperatur in Mietwohnungen von 20 auf 18 Grad vor.
Die politische Debatte über eine solche Maßnahme dauert noch an. FDP-Fraktionschef Christian Dürr etwa spricht sich vehement gegen eine Maßnahme aus, die Energiesparen “zur Pflicht” macht.
Caritas-Präsidentin Maria Welskop-Deffaa hingegen befürwortet eine generelle Absenkung der Raumtemperaturen, wenn dadurch die Energiepreise bezahlbar bleiben. Sie hält es für falsch, den Energieverbrauch nur über den Preis zu steuern, zum Nachteil der ärmeren Menschen.
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Jens Spahn, hat vorgeschlagen, den Einsatz von Gaskraftwerken zur Stromerzeugung zu reduzieren. Mit den eingesparten Mitteln könnten die Gasspeicher gefüllt werden, die Deutschland helfen, einen kompletten Energieausfall aus Russland zu verkraften. Darüber hinaus müsse es Anreize für Unternehmen geben, Einsparungen vorzunehmen.
Dies wird auch von BDI-Präsident Siegfried Russwurm unterstützt. Russwurm sprach sich für die weitere Nutzung von Kohlekraftwerken aus und will, dass mehr Anlagen wieder in Betrieb genommen werden. Forderungen nach längeren Laufzeiten für Kernkraftwerke werden dagegen nicht als realistisch angesehen.
Auch wenn die Gasversorgung in Deutschland inzwischen stabiler ist, werden Schwierigkeiten erwartet, wenn die Gaslieferungen aus Russland ausfallen. In diesem Fall müsste die Bundesregierung nach Angaben von Netzagentur-Chef Klaus Müller mit rund 2000 Großkunden sprechen, um Nutzungseinschränkungen zu vereinbaren.
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