Während die Corona-Sommerwelle weiter über Deutschland fegt und die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen wieder nahe der 100.000er-Marke liegt, fragen sich viele Menschen, ob sie ihre zweite Auffrischungsimpfung bekommen sollten. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat dies der Öffentlichkeit mehrfach geraten, die Richtlinie der Ständigen Impfkommission (Stiko) sieht das aber aus bestimmten Gründen anders.
Erst vor wenigen Tagen wurde Gesundheitsminister Karl Lauterbach wieder einmal mit einer Impfempfehlung für alle zitiert. Er sagte, wer “einen ruhigeren und beschwerdefreieren Sommer” haben wolle, solle eine vierte Impfung in Betracht ziehen. Lauterbach fügte hinzu, dass er selbst bereits die vierte Dosis erhalten habe.
Die Stiko empfiehlt die vierte Dosis zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nur denjenigen, die zu einer Risikogruppe angehören. Ihre Empfehlung gilt für immunsupprimierte Menschen, ältere Menschen und das Personal in medizinischen Einrichtungen. Derzeit haben in Deutschland nur 6,5 % der Bevölkerung die zweite Auffrischung erhalten.
Ob auch Nicht-Risikopatienten eine Auffrischung erhalten sollten, definiert die Stiko nicht. Eine kürzlich in Israel durchgeführte Studie hat gezeigt, dass eine zweite Auffrischung der derzeit verfügbaren Impfstoffe nur für eine begrenzte Dauer Schutz bietet. In vielen Fällen handelte es sich um zwei Monate oder weniger, so dass jeder, der sich in diesem Sommer impfen lässt, im Herbst wahrscheinlich nicht mehr geschützt sein wird.
Es hat sich gezeigt, dass Impfungen einen schweren Verlauf der Infektion verhindern können, daher wird nach wie vor empfohlen, dass sich jeder vollständig impfen lässt und eine Auffrischungsimpfung erhält. Aber auch diese sind nur zu etwa 20 % wirksam gegen die Variante Omikron BA.5, so Professor Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover. Welte fügt hinzu, dass die Menschen von einer vierten Dosis keinen großen zusätzlichen Schutz erwarten sollten.
Stiko-Vorsitzender Thomas Mertens weist darauf hin, dass hinter einer generellen Empfehlung für eine weitere Auffrischungsimpfung – wie bei jeder medizinischen Maßnahme – eine begründete medizinische Indikation stehen muss. Ob diese Empfehlung überdacht wird, wenn sich neue Impfstoffe als wirksamer gegen die dominanten Varianten von Omikron erweisen, bleibt abzuwarten.
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