Corona-Hammer: Ungeimpfte müssen ihre Behandlung selbst zahlen

Die Diskussion um die Corona-Impfung spaltet die Gesellschaft. Es geht um Angst vor der Krankheit und mögliche Nebenwirkungen der Impfung, aber auch um Solidarität und Geld. Mit einer knallharten Strategie sollen nun Ungeimpfte in Singapur zur Spritze gegen Sars-CoV-2 bewegt werden. Zukünftig wird das Gemeinwohl nicht mehr für die Krankenhauskosten ungeimpfter Covid-19-Patienten aufkommen.

Die Regierung in Singapur hat angekündigt, dass Ungeimpfte in Zukunft selbst für ihre Behandlungskosten aufkommen müssen, wenn sie an Covid-19 erkranken. Ausnahmen gibt es nur für Personen, denen kein Impfangebot zur Verfügung steht, etwa aus gesundheitlichen Gründen.

Das nationale Gesundheitsministerium betonte in seiner Mitteilung, dass die Impfungen „ernorm zur Milderung der Covid-19-Fälle“ beitragen würden. Unter den intensivmedizinischen Fällen befänden sich überproportional viel Ungeimpfte. Diese „belasten unser Gesundheitssystem“, heißt es weiter. In der langen Ausführung zur Lage schreibt das Ministerium letztlich, dass „ab dem 8. Dezember 2021 allen Covid-19-Patienten, die freiwillig nicht geimpft wurden, die Kosten für ihre Behandlung in Rechnung“ gestellt werde.

Die medizinische Versorgung in Singapur zählt zu den fortschrittlichsten Gesundheitssystemen der Welt. Die Qualität der Krankenhäuser gilt als hervorratend. Das nationale Versicherungssystem baut auf einem vorgeschriebenen Sparplan auf, sodass die Staatsbürger des Landes die Gesundheitskosten mitfinanzieren. Die teure, intensivmedizinische Behandlung von Covid-19-Patienten wird durch das staatliche System bezahlt. Dies geschehe auch weiterhin für Personen, die keinen Anspruch auf eine Impfung haben sowie für Geimpfte, betonte das Gesundheitsministerium. Wer jedoch die Impfung verweigert, riskiert im Erkrankungsfall eine Rechnung von mehreren Tausend Dollar. Denn die lebensrettende Behandlung von Corona-Patienten mit schweren Verläufen ist kostenintensiv.

Auch in Europa gab es bereits Diskussionen über derartige Regelungen. Im deutschen Solidarsystem ist dies derzeit kaum vorstellbar. Der schweizerische Wirtschaftsprofessor Marius Brülhart schlug in Radio- und Fernsehinterviews allerdings Ähnliches vor.

Der Ökonom betonte, dass Nichtimpfen ein „freier und bewusster Entscheid“ sei. Wer diese Entscheidung treffe, gehe bewusst ein höheres Risiko ein, findet Brüllhart, deshalb sollten Freiwillig-Ungeimpfte auch für die Kosten dieses Risikos selbst aufkommen oder sich zumindest zusätzlich für dieses Risiko versichern lassen. Er verglich die Lage mit Unfallversicherungen. Personen, die Risikosportarten nachgingen, müssten bei Unfallversicherungen ebenfalls höhere Beiträge zahlen oder ihren Eigenanteil erhöhen.

Brüllhart schätzt die durchschnittlichen Kosten eines Covid-Patienten im Krankenhaus auf bis zu 30.000 Franken, was rund 28.000 Euro entspricht.