Einbürgerungsboom bei syrischen Flüchtlingen in Deutschland

Deutschland nimmt jedes Jahr über eine Million Flüchtlinge auf. Viele von ihnen ziehen nach einiger Zeit weiter, andere entscheiden sich, in Deutschland heimisch zu werden und sich einbürgern zu lassen. Experten berichten, dass darunter jedes Jahr mehr syrische Flüchtlinge sind und dass die Zahl bald einen neuen Höchststand erreichen wird.

Syrische Einbürgerungen verdreifachen sich

In Deutschland haben Flüchtlinge ein Recht darauf, nach 8 Jahren einen Antrag auf Einbürgerung zu stellen. Diese Frist kann auf 6 Jahre verkürzt werden, wenn ein Integrationskurs erfolgreich abgeschlossen wird und bestimmte andere Voraussetzungen, wie zum Beispiel eine feste Anstellung, erfüllt sind. Im Jahr 2021 wurden 19.100 Syrer als Deutsche eingebürgert – das sind fast dreimal so viele wie im Jahr 2020.

Jan Schneider, Leiter des wissenschaftlichen Stabes des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), bezeichnet die Entwicklung als “weit überdurchschnittliche Motivation”. Sollte sich dies fortsetzen, könnte es seiner Meinung nach zu erheblichen administrativen Engpässen in der für die Bearbeitung der Einbürgerungsanträge zuständigen Abteilung kommen.

Bis zu 157.000 Anträge könnten gestellt werden

Statistiken zufolge werden zwischen 2022 und 2024 schätzungsweise 39.000 Menschen einen Antrag auf Einbürgerung in Deutschland stellen. Dies ist jedoch nur eine sehr vorsichtige Schätzung. Schneider geht davon aus, dass bei Beibehaltung des derzeitigen Anstiegs bis zu 157.000 Einbürgerungsanträge gestellt werden könnten.

Dieser Anstieg des Einbürgerungsvolumens käme zu den rund 110.000 Einbürgerungen hinzu, die die Verwaltung bereits jetzt jedes Jahr bearbeitet. Als Grund für den plötzlichen Anstieg in diesem Jahr nennt Schneider die Zahl der syrischen Einbürgerungen, die aufgrund guter Integrationsleistungen nach sechs Jahren erfolgen. Außerdem gibt es eine große Zahl von Kindern und Jugendlichen, die gleichzeitig mit ihren Eltern “miteingebürgert” wurden.

Dass die Zahl der Einbürgerungsanträge in diesem Jahr höher als erwartet ausfiel, könnte auch daran liegen, dass es noch Nachholeffekte gibt, da die Behörden aufgrund der Pandemie im Jahr 2020 weniger als üblich ausgelastet waren. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 20 Prozent mehr Menschen eingebürgert als im Jahr zuvor.

Foto: Flüchtlinge, über dts Nachrichtenagentur