Kaum ein europäisches Land ist so sehr auf russisches Gas angewiesen wie Deutschland. Als der russische Gaskonzern Gazprom vor kurzem ankündigte, dass er die Gaslieferungen durch die Nord-Stream-Pipeline von 167 Millionen Kubikmetern pro Tag auf 67 Millionen Kubikmeter pro Tag reduzieren müsse, löste dies große Bestürzung aus. Wie wird Deutschland den nächsten Winter überstehen?
Die Energiepreise steigen stetig, das Gas wird immer knapper und die aktuelle Energiepolitik ist nicht in der Lage, eine ausreichende Gasversorgung zu garantieren. Infolgedessen könnte es für viele Menschen schwierig werden, ihre Haushalte zu heizen, und es besteht die Gefahr des Verlusts von Arbeitsplätzen, wenn Unternehmen sich verkleinern müssen, um die steigenden Kosten zu decken.
Um dies zu verhindern, hat Robert Habeck ein neues Maßnahmenpaket vorgeschlagen, das darauf abzielt, die Nachfrage der Industrie und die Nachfrage der Stromerzeugung zu verringern. Außerdem plant er, Gashändlern staatliche Kredite zu gewähren, um zusätzliche Gaseinkäufe zu ermöglichen und eine Ersatzgasreserve zu erstellen. Wird dies ausreichen?
Trading Hub Europe (THE), ein Zusammenschluss von elf Gastransportunternehmen, die für die deutschen Gasmärkte zuständig sind, soll zusätzliche Gasmengen einkaufen. Zu diesem Zweck erhält sie von der staatlichen KfW einen Kredit in Höhe von 15 Milliarden Euro, um Gas zu kaufen und die Gasspeicher des Landes erheblich aufzustocken.
Darüber hinaus hofft die deutsche Regierung, durch die Umstellung auf Kohlekraftwerke zusätzliches Gas speichern zu können. Die Regierung hatte zuvor erwogen, die Laufzeit der letzten Atomreaktoren über das Abschaltdatum am 31. Dezember 2021 hinaus zu verlängern, sich dann aber dagegen entschieden. Die Kernenergie “würde uns nicht helfen”, sagte Habeck im März.
Es ist auch geplant, zusätzliche Kohlekraftwerke in Betrieb zu nehmen, allerdings nur für eine Übergangszeit. Die Gasersatzreserve soll nach den derzeitigen Plänen bis zum 31. März 2024 reichen. “Das ist schmerzhaft, aber in dieser Situation schlichtweg notwendig, um den Gasverbrauch zu senken”, so Habeck.
Die von Habeck vorgeschlagenen Maßnahmen werden von vielen Experten begrüßt. Andere sind jedoch kritischer. “Die deutsche Energiepolitik erreicht einen Höhepunkt der Absurdität. Sie will Kohlekraftwerke wieder in Betrieb nehmen und gleichzeitig Atomkraftwerke schließen”, so Gérard Araud, ehemaliger französischer Botschafter bei der UNO und den USA.
Ob die vorgeschlagenen Maßnahmen Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten. Wenn nicht, werden die Gaspreise wahrscheinlich weiter steigen, und Maßnahmen wie die Senkung der Raumtemperaturen in Mietwohnungen und die Verringerung der Gaslieferungen an die Industrie könnten dann doch notwendig werden.
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