Sein Amtsvorgänger Jens Spahn hat es nicht geschafft und auch Bundesgesundheitsminister Lauterbach versagte, entgegen aller Versprechungen, “eine breite Impfkampagne mit Plakaten, Radio- und TV-Spots, die kreativer ist als die bisherigen” auf die Beine zustellen. So zumindest die Kritik von Experten und durch Teile der Bevölkerung.
Lauterbach wollte sowohl für Erstimpfungen, “die das Sterberisiko senken”, als auch für Booster-Spritzen, “die gegen die Omikron-Welle helfen”, werben. Dabei sollen unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden: Ältere, die besonders gefährdet seien, Familien, junge Männer auf dem Land, Menschen mit Migrationshintergrund.
Die über 60 Millionen Euro teure Werbekampagne stieß allerdings auf wenig Begeisterung – wie die vorherige – und Zweifel werden immer lauter, inwieweit die noch rund 25 Prozent Ungeimpften durch ein “Impfen hilft“ erreicht und von der Richtigkeit einer Impfung überzeugt werden können.
Einfallslos, das ist wohl das Wort, das die Twitter-Community am häufigsten für die Impfkampagne verwenden würde: „Fühle mich heute morgen etwas erschlagen von so viel Kreativität“, heißt es in einem Kommentar auf der Social-Media-Plattform.
Kampagne mit spassigen Nebenwirkungen
“Impfen hilft“, lautet das Motto der neuen Kampagne. Der Slogan steht prominent auf den schlicht gehaltenen Plakaten mit blau-grünem Hintergrund. Unter dem Motto werden auf diversen Plakaten Zusätze, wie „Auch allen, die du liebst“ oder „Auch, wenn du es nicht mehr hören kannst“ präsentiert. Aus Sicht des Ministeriums zeigt der Slogan kurz und prägnant, dass die Corona-Schutzimpfung in allen Bereichen des Lebens unter Pandemie-Bedingungen nützlich sei.
Doch vor allem in den sozialen Medien, beschweren sich viele Nutzer und Politiker vor allem über die Eintönigkeit der Plakate in Verbindung mit den hohen Kosten. Oft wird dabei die optische Ähnlichkeit der neuen Plakate und einer 50-Cent-Marke, die man auf diversen deutschen Autobahn-Toiletten des Anbieters Sanifair erhält, in den Vordergrund gerückt. Ein Nutzer äußert darüber hinaus auch den Verdacht, dass man ein solches Design auch von diversen Leuten für einen Kasten Bier an Stelle von 60 Millionen Euro erhalten hätte.
Also hat die Bundesregierung den richtigen Ton und Zeitpunkt für eine solche Kampagne mittlerweile verpasst?
Im Grundsatz schon erklärt Professor Martin Fassnacht, Leiter des Lehrstuhls für Strategie und Marketing an der WHO Otto Beisheim School of Management in Düsseldorf. “Es ist zu spät kommuniziert worden, auch wenn es nach wie vor Sinn macht, zu kommunizieren. Man kann die Vergangenheit nicht wieder ändern, man muss nach vorne gucken. Aber es ist der richtige Zeitpunkt verpasst worden. Zudem kommt auch dazu: Kommunikation hat immer auch etwas mit Glaubwürdigkeit, Vertrauen zu tun- in dem Fall in die Regierung, in die Ministerien. Und hier wurden viele Dinge auch wieder revidiert, geändert, was Richtlinien angeht, auch wenn sie an die Beschaffung und Logistik denken, an die Aussagen, wer sich dann boostern lassen kann. Hier gab es ja mit der Zeit immer widersprüchliche Aussagen.”
Foto über Bundesministerium für Gesundheit
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