Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wurde vor zwei Wochen mit dem Coronavirus diagnostiziert. Während seiner Genesung hat er sich selbst isoliert und die Welt via Twitter über seine Fortschritte auf dem Laufenden gehalten. Das könnte ihn nun in Schwierigkeiten gebracht haben: Lauterbach wird vorgeworfen, gegen die Covid-Regeln verstoßen zu haben.
Medienberichten zufolge hat der ehemalige Bundestagsabgeordnete und heutige Chef der Gewerkschaft GG, Marcel Luthe, Anzeige gegen Lauterbach erstattet. Der Grund: Lauterbach hatte am 9. August auf Twitter mitgeteilt, dass seine Genesung langsam voranschreite: “Ich bin noch nicht ganz fit.”, “Langsam geht es aufwärts.” und “Hoffe, die Genesung ist bald komplett.”
Doch schon am nächsten Tag erschien er wieder zur Arbeit und besuchte das Kabinett. Luthe und andere Politiker werfen Lauterbach nun vor, gegen seine eigenen Isolationsregeln verstoßen zu haben. Diese besagen, dass Menschen, die sich mit Covid-19 infiziert haben, “mindestens 48 Stunden ohne Krankheitsanzeichen geblieben sein müssen”, wenn sie die Isolation vor Ablauf der 10 Tage verlassen wollen. Ausnahmen sind nicht zulässig, auch nicht bei einem negativen PCR-Test.
Luthe argumentiert, dass Lauterbach nicht symptomfrei war, wenn er sich erst am Tag vor seiner Rückkehr zur Arbeit “noch nicht ganz fit” fühlte. Dem entgegnet das Gesundheitsministerium, Lauterbach habe sich vor der Kabinettssitzung zusätzlich zu seinem PCR-Test dreimal testen lassen. Der letztgenannte Test sei negativ gewesen, alle anderen hätten einen Ct-Wert von deutlich über 30 ergeben, was “die Wiederaufnahme der Tätigkeit” erlaube.
Lauterbach stimmt zu, dass die Isolationsregel unbedingt notwendig ist: “Wir müssen uns an die Isolationsregel halten. Sonst gehen die Betroffenen am Ende doch ins Büro. Die Arbeitgeber könnten sogar Druck auf ihre Mitarbeiter ausüben. Das können wir nicht wollen.”
Er argumentiert jedoch, dass er tatsächlich 48 Stunden lang symptomfrei war, bevor er die Isolation verließ. Lauterbach zufolge hatte er keine Symptome mehr, keine Hals- oder Kopfschmerzen, sondern war einfach noch nicht fit. Es ist nach wie vor umstritten, ob Lauterbach korrekt gehandelt hat, sowohl was die vorzeitige Beendigung der Isolation als auch was die Durchführung der Tests ohne die Anwesenheit eines anderen Arztes angeht.
Das Gesundheitsministerium bestreitet, dass gegen die Isolationspflicht verstoßen wurde. Weitere Kritik kommt jedoch vom Vorsitzenden der Berliner CDU-Bundestagsfraktion, Kai Wegner: “Wenn selbst der zuständige Minister an den Corona-Regeln scheitert, muss sich etwas ändern.”
Foto: Karl Lauterbach, über dts Nachrichtenagentur
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