Schon vor der Corona-Pandemie gerieten die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland in finanzielle Schwierigkeiten. Im kommenden Jahr sollen dem Fonds knapp 25 Milliarden Euro fehlen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat angedeutet, dass ihm deshalb keine andere Wahl bleibt, als die Beitragssätze zu erhöhen. Wie wird diese Erhöhung aussehen?
„Wir müssen an vier Schrauben drehen: Effizienzreserven im Gesundheitswesen erhöhen, Reserven der Krankenkassen nutzen, zusätzliche Bundeszuschüsse gewähren und Beiträge erhöhen“, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach in einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Um wie viel die Beiträge steigen würden, konnte Lauterbach zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht bestätigen. Derzeit beträgt der Beitragssatz 14,6 Prozent des Gehalts einer Person (gleichmäßig zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber aufgeteilt), zuzüglich eines zusätzlichen Beitrags von bis zu 1,6 Prozent.
Die Oppositionsparteien und Krankenkassen baten nach Lauterbachs Ankündigung um Klärung der neuen Beitragssätze. Der Gesundheitsminister teilte mit, er plane, “rechtzeitig einen wohlüberlegten Gesetzentwurf vorzulegen”. Er erklärte jedoch, dass dieser nicht vor den Sommerferien fertig sein werde.
Es wird befürchtet, dass eine Beitragsrevision bei steigenden Gesundheitskosten zu einem „Beitrags-Tsunami“ führen wird, der über 70 Millionen Versicherte in Deutschland finanziell gefährden würde. Nach Ansicht von Andreas Storm, Chef der Krankenkasse DAK und ehemaliger CDU-Gesundheitsexperte, müssen Maßnahmen ergriffen werden, um dies zu verhindern.
Leider lassen sich die steigenden Kosten nicht verhindern: Die Gesellschaft lebt insgesamt immer länger und damit steigen die Anforderungen an das Gesundheitssystem. Auch die Kosten für den Betrieb von Krankenhäusern sind gestiegen, ebenso wie die Preise für moderne medizinische Geräte. Darüber hinaus mussten die Löhne des Gesundheitspersonals erhöht werden, um eine ausreichende Personalausstattung zu gewährleisten.
Ein Teil dieser Kostensteigerung muss durch höhere Beiträge zur Gesundheitsversorgung getragen werden. Auf diese Weise werden die Beiträge weiterhin zu gleichen Teilen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber aufgeteilt. Ob dies ausreichen wird, um die enorme Finanzierungslücke zu schließen, ist allerdings fraglich.
Foto: Karl Lauterbach, über dts Nachrichtenagentur
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