Prof. Dr. Karl Lauterbach (Gesundheitspolitischer Sprecher, SPD), Foto: Stephan Röhl
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist wieder sehr beschäftigt. Täglich postet er auf seinem Twitter-Account die aktuellsten Informationen über neue Corona-Varianten und die wachsende Corona-Welle. Jetzt wendet er sich sogar direkt an die Bürger! In den nächsten Tagen werden Millionen von Menschen einen etwas rätselhaften Brief mit der Post erhalten. Worum es geht, erfahren Sie hier.
Die Herbst-Corona-Welle ist da. Die Fallzahlen steigen, obwohl die neuen, angepassten Impfstoffe schon seit einigen Wochen verfügbar sind. Es lassen sich nicht genügend Menschen impfen. Auch wenn sie es nach Ansicht von Gesundheitsminister Karl Lauterbach sollten.
Verstärkte Aufklärungskampagnen zur Förderung von Impfungen waren einer der Punkte, die zusammen mit der Aktualisierung des neuen Infektionsschutzgesetzes vorgeschlagen wurden. Doch niemand konnte ahnen, in welcher Form diese erfolgen würden.
Jetzt wissen wir es: Nach der aktualisierten Stiko-Empfehlung für eine vierte Impfung für die über 60-Jährigen hat es sich der Gesundheitsminister nun zur Aufgabe gemacht, jeden über 60-Jährigen persönlich anzusprechen.
Er tut dies mit einem Brief, der über die Krankenversicherungen verschickt wird. Darin bittet er sie, sich über eine zweite Auffrischungsimpfung gegen Corona beraten zu lassen. Er schreibt auch, dass Impfungen gegen Grippe und Lungenentzündung ratsam sind.
TV-Werbung, Zeitungsberichte, Beiträge in sozialen Medien und Plakatwerbung reichen also nicht aus. Der Gesundheitsminister glaubt, dass dieser Brief mehr Bürger dazu bewegen wird, sich impfen zu lassen. Vielleicht wird der Brief in einzelnen Fällen etwas bewirken, aber für viele wird er nichts tun. Sie wissen es bereits, und der Brief ist nur ein weiteres Stück Werbung, das recycelt werden muss.
Das Schlimmste an dieser Kampagne sind die Kosten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lebten im Jahr 2021 in Deutschland 29,3 Millionen Menschen über 60 Jahre. Das bedeutet, dass für über 29 Millionen Briefe bezahlt werden musste: Pro Brief werden 0,32 Euro für den Massenversand berechnet, was bedeutet, dass allein das Porto über 9,7 Millionen Euro gekostet hat. Und da sind die Kosten für Papier und Umschläge noch gar nicht eingerechnet.
Was die seltsame Absenderadresse auf dem Umschlag betrifft: Das liegt daran, dass die Briefe über die Krankenversicherer verschickt wurden, von denen viele ein Postfach am Münchner Flughafen als Absenderadresse verwenden.
Foto: Heinrich-Böll-Stiftung from Berlin, Deutschland, CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons
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