Russische Truppen sind aus dem Großraum Kiew abgezogen. Hinter ihnen liegt eine Spur des Grauens. Die Bilder aus der Kleinstadt Butscha erzählen, was hier passiert ist: Leichen liegen auf den Straßen – teilweise gefesselt, entkleidet, angezündet. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko spricht von „Völkermord“ und fordert ein Gas- und Ölembargo als Reaktion des Westens.
Putins Streitkräfte konzentrieren sich vorerst auf den Süden und Osten der Ukraine. Die Kleinstadt Butscha wurde deshalb von den russischen Truppen freigegeben. Als ukrainische Befreier den wochenlang besetzten Vorort von Kiew aufsuchen, offenbart sich ihnen ein Bild des Grauens. Hunderte Zivilisten wurden ermordet. Twitter-Meldungen zeigen Kameraschwenks über Leichenaufnahmen. Es sind Bilder, die man nicht mehr vergisst. Man muss davon ausgehen, dass sich hier schwere Gräueltaten ereignet haben.
Bis jetzt ließen die Behörden rund 280 Zivilisten in einem Massengrab beerdigen. „Die Verstorbenen konnten während der russischen Besatzung nicht beigesetzt werden“, zitiert die „Bild“-Zeitung die lokale Verwaltung.
„Sie waren nicht beim Militär, sie hatten keine Waffen, sie stellten keine Bedrohung dar“, schrieb der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am Samstagabend und fragt: „Wie viele derartige Fälle ereignen sich gerade in den besetzten Gebieten?“
Große Sorge gilt weiterhin der Hafenstadt Mariupol, die seit Wochen umkämpft wird. Militärexperten gehen davon aus, dass Putin die Stadt mit allen Mitteln einnehmen will. Klitschko erklärte am Sonntag: „Putin hat seine Strategie vorerst verändert, weil er Kiew nicht einnehmen konnte, dafür ist unser Widerstand zu stark. Jetzt versucht die russische Armee, zunächst im Osten weiterzumachen.“
Unklar ist, ob die ukrainischen Verteidigungstruppen nun auch nach Osten ziehen sollen. Denn die russischen Soldaten könnten jederzeit wieder zurückkommen, um Kiew doch noch einzunehmen. „Es war und ist das Ziel von Putin, die Hauptstadt zu erobern. Er hat dieses Ziel jetzt aus taktischen Gründen verschoben“, erläutert Klitschko und fordert „weitere Unterstützung aus dem Westen, um uns verteidigen zu können.“
Achtung, die folgenden Inhalte können verstörend wirken.
Es handelt sich um Berichte und Bilder, die über Twitter geteilt worden sind. Sie stammen mutmaßlich aus Butscha, wurden jedoch nicht in ihrer Echtheit überprüft.
Das erste Bild zeigt die Vorsitzende des Dorfes Motyzhyn, Olga Sukhenko, ihren Mann und ihren Sohn, die seit dem 23. März als vermisst galten. Sie und der Sohn wurden in einem Massengrab gefunden. Ihr Mann in einem Abwasserloch. Es folgen Beiträge aus den Straßen in und um Butscha.
Reportedly Motyzhyn, Kyiv Oblast, the family of village head Olha Sukhenko pic.twitter.com/N2jhbYZNYF
— OSINTtechnical (@Osinttechnical) April 2, 2022
At least 280 people found dead after Russian forces leave Bucha, a village near Kyiv where streets are littered with bodies – AFP
: Viewer discretion is advisedpic.twitter.com/Mc9RnFxD6s
— BNO News (@BNONews) April 2, 2022
Outside of Kyiv, per the Ukrainian MOD “4-5 dead naked women whom the
barbarians tried to burn right there on the side of the road” pic.twitter.com/ygPX868Yaj
— OSINTtechnical (@Osinttechnical) April 2, 2022
Bucha, reportedly a Russian headquarters where civilians were interrogated and then shot pic.twitter.com/vfSnqX9EoX
— OSINTtechnical (@Osinttechnical) April 3, 2022
A civilian was killed by a shot in his head while biking in Bucha. Shared by @den_kazansky pic.twitter.com/lPAe4lO6ks
— Anastasiia Lapatina (@lapatina_) April 3, 2022
“We found 18 bodies in there. They had been torturing people. Some of them had their ears cut off. Others had teeth pulled out. There were kids like 14, 16 years old, some adults. They just took the bodies away yesterday.” #UkraineRussiaWar https://t.co/7UOX3QNk9Q
— Yalda Hakim (@BBCYaldaHakim) April 2, 2022