Der Verkauf von Gewehren, Revolvern, Pistolen und Munition steigt in Deutschland an. Experten sind sehr besorgt: Berichte über Massenerschießungen in anderen Ländern in den letzten Monaten deuten darauf hin, dass sich in Europa ein Problem entwickelt. Experten sind der Meinung, dass die geltenden Vorschriften zum Waffenbesitz dringend überarbeitet werden müssen, um zu verhindern, dass Deutschland zum Schauplatz des nächsten Gewaltverbrechens wird.
Über eine Million Menschen in Deutschland besitzen legal eine oder mehrere Schusswaffen. Insgesamt sind in Deutschland mehr als fünf Millionen Schusswaffen registriert. Die meisten von ihnen sind Sportschützen, Jäger oder Förster. Obwohl Waffengewalt in Deutschland relativ selten ist, werden jedes Jahr durchschnittlich 155 Menschen durch Schüsse getötet.
Schon jetzt werden die Regeln für den Waffenbesitz in Europa verschärft. Nach den Terroranschlägen in Paris 2015 sind die Waffenbehörden verpflichtet, beim Inlandsgeheimdienst zu prüfen, ob ein Antragsteller ihnen als Extremist bekannt ist. Dies wurde erst 2020 in deutsches Gesetz übernommen.
Im Februar 2020 ermordete ein rassistischer Angreifer in Hanau neun Menschen, bevor er seine Mutter und sich selbst tötete. Er war rechtmäßiger Besitzer von drei Waffen, obwohl bei ihm im Jahr 2002 paranoide Wahnvorstellungen diagnostiziert worden waren, als er der Polizei erzählte, dass er durch die Steckdosen in seinen Wänden ausspioniert und “psychologisch vergewaltigt” wurde.
Aufgrund dieser Vorfälle fordert Marcel Emmerich, Bundestagsabgeordneter der Grünen und innenpolitischer Sprecher, dass die Regeln für den Waffenbesitz in Deutschland strenger kontrolliert und eingeschränkt werden müssen. “Weniger Waffen in Privatbesitz bedeuten mehr öffentliche Sicherheit”, sagte er.
Andere sind da gegenteiliger Meinung: Torsten Reinwald, der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes (DJV), der rund 250.000 registrierte deutsche Jäger vertritt, sagt, dass die derzeitigen Gesetze einfach nicht ausreichend umgesetzt werden. Er glaubt, dass der Hanauer Vorfall hätte verhindert werden können, wenn die Behörden besser miteinander vernetzt gewesen wären.
Dietmar Heubrock, Professor für forensische Psychologie an der Universität Bremen, fordert verbesserte psychologische Tests, die jeder Antragsteller auf eine Waffenbesitzkarte absolvieren muss. Der derzeitige Test ist 20 Jahre alt und muss dringend überarbeitet werden. Außerdem sollte er für alle Antragsteller gelten, nicht nur für die unter 25-Jährigen, wie es das derzeitige Gesetz verlangt.
Nach Angaben des Innenministeriums ist bereits eine Überarbeitung des geltenden Waffenbesitzgesetzes geplant. Dazu könnten strengere Kontrollen gehören, die die Behörden, die Waffenbesitzgenehmigungen erteilen, verpflichten, bei den Gesundheitsbehörden nachzufragen, ob die Antragsteller psychisch krank sind.
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