Ukraine-Krieg: Putin bricht letztes Tabu

Wladimir Putin scheint nicht mehr berechenbar zu sein. Ob er das jemals war, ist unklar. Inzwischen vergleichen immer mehr Menschen den Angriffskrieg der Russen in der Ukraine mit jenem Nuklearkrieg zwischen der Sowjetunion und den USA Ende 1962. Doch das es da eigentlich gar keine großen Parallelen gibt, das beweist Prof. Dr. Stefan Rohdewald, Historiker an der Universität Leipzig.

Der Krieg in der Ukraine sei eine „völlig andere Situation als in den 1960er-Jahren, als sich beide Seiten mit der Stationierung von Atomwaffen bedrohten.“ Heute sei es laut dem Experten eindeutig die russische Regierung, die wiederholt droht, einen präventiven Atomschlag durchzuführen. Die NATO würde auf einen Schlag gegen die Ukraine gemäß den bisherigen Erklärungen wohl nur mit konventionellen Waffen antworten. Joe Biden drohe nicht mit dem Einsatz von Atomwaffen, er analysiere die durch Putin ausgesprochene Drohung um angemessen reagieren zu können. Jedenfalls dann, wenn dies nötig erscheint.

Hinzu käme, dass sich Putin auch nicht so wie damals Chruschtschow verhalte. Bereits mit dem Angriffskrieg im Februar diesen Jahres hätte der Kreml-Chef bereits alle möglichen Tabus einfach gebrochen. „Die kürzlich in Windeseile, rechtlich wirkungslos annektierten Gebiete sollen nun durch die Androhung eines Atomwaffeneinsatzes geschützt werden“, ist sich der Professor sicher. Es scheinen leere Drohungen zu sein. Putin möchte Angst und Schrecken verbreiten. Nur so halte er die Menschen gefügig.

Doch warum genau führt Wladimir Putin diesen Krieg überhaupt? „Putin möchte das historische Russland, das Imperium wiederherstellen. Er hofft, dass der Westen sich durch seine Drohungen erpressen lässt.“
Doch diese Rechnung scheint er ohne die NATO-Länder gemacht zu haben. Ob und wann Putin wirklich einen nuklearen Krieg beginnt, ist fraglich. Man kann nur abwarten und als NATO-Land im Zweifelsfall reagieren. Wie auch immer diese Reaktion am Ende aussehen mag.