Mariupol: Verzweifelter Hilferuf der Verteidiger

Das Stahlwerk von Mariupol ist ihr letzter Zufluchtsort, doch lange werden sie nach Angaben ihres Kommandeurs nicht mehr aushalten. Ukrainische Kämpfer und hunderte Zivilisten hoffen nun, dass sie schnellstmöglich aus ihrem Unterschlupf evakuiert und in ein Drittland gebracht werden können. Dies geht aus einem Hilferuf hervor, den der Befehlshaber verschickt hat. Er berichtet darin auch von einer massiven Überlegenheit der Aggressoren.

Der Kommandeur der verbliebenen Marineinfanteristen hat in einem dramatischen Appell auf die Lage in der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol hingewiesen und bittet um eine Evakuierung in einen anderen Staat. Serhij Wolyna berichtet in seiner einminütigen Videobotschaft auf Facebook von einer 10-fachen Überlegenheit des Gegners. „Wir appellieren an alle führenden Politiker der Welt, uns zu helfen.”

Der Feind sei in allen Bereichen der Kämpfe weit überlegen. Vor allem in der Luft, bei der Artillerie und den dazugehörigen Bodentruppen wie auch der Ausrüstung mit schwerem Gerät seien seine Kämpfer hoffnungslos unterlegen. Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln könne nur das Stahlwerk verteidigt werden, in dem sich eine Vielzahl von Zivilisten aufhalten würden. Er bittet daher um eine dringende Evakuierung seiner Garnision, weit über 500 Kämpfern, die verletzt seien sowie Hunderte von Zivilisten. Er hoffe, sie alle in einem Drittland in Sicherheit bringen zu können.

Die Botschaft endet mit den Worten: „Das ist unser Appell an die Welt. Das könnte der letzte Appell unseres Lebens sein.” Er hoffe, dass eine Evakuierung mittels Schiff oder Hubschrauber erfolgen könne, aber auch im Rahmen einer humanitären Mission bestehe die Möglichkeit, sich aus dem Kampfgebiet zurückzuziehen. Keine Angaben machte der Kommandant zur Zahl der verbliebenen ukrainischen Kämpfer, die noch auf dem Gelände des Stahlwerks sein sollen.

Schon seit dem 1. März ist die im Südosten der Ukraine gelegene Stadt von russischen Truppen komplett eingeschlossen und seitdem beinahe komplett zerstört worden. Nach Angaben aus Moskau waren zuletzt noch etwa 2.500 reguläre Soldaten und etwa 400 Söldner in dem Stahlwerk zugegen. Die Verteidiger bieten zudem etwa 1.000 Zivilisten Schutz in der weitläufigen Anlage. Den ukrainischen Truppen waren mehrere Kapitulationsaufforderungen zugestellt worden, die sie jedoch allesamt abgelehnten.

Photo: Ministry of Internal Affairs of Ukraine