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Während Deutschland die Hitze des Sommers genießt, scheinen kalte Winternächte noch in weiter Ferne zu liegen. Umweltsenator Jens Kerstan ist jedoch besorgt. Er glaubt, dass Deutschland nicht gut durch den Winter kommen wird. Er rät dringend, dass die Verbraucher jetzt handeln müssen, um die Auswirkungen des Gasmangels abzumildern.
“Wir befinden uns in einer viel schlimmeren Krise, als die meisten Menschen ahnen”, warnt Senator Kerstan in einem Interview mit dem Hamburger Abendblatt. Seiner Meinung nach wird die Gaskrise in diesem Winter einen Punkt erreichen, an dem Rationierungsmaßnahmen unvermeidlich werden. Die deutschen Gasspeicher sind derzeit nur zu 60 % gefüllt und damit weit entfernt von dem Speicherziel von 90 %, das sich die Regierung für November gesetzt hat.
Nach Ansicht von Kerstan wäre es nicht möglich, eine größere Gasknappheit allein durch Rationierung des Verbrauchs der Industrie zu bewältigen. Es gibt nämlich Teile der Industrie, wie die Aluminium-, Kupfer- und Glashersteller, die ohne Gas nicht funktionieren können. Würden sie ihre Arbeit einstellen, könnte dies zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten führen.
Stattdessen würde die Last der Rationierung auf die privaten Haushalte gelegt werden. Kerstan erläuterte, dass dies bedeuten würde, dass zum Beispiel warmes Wasser nur noch zu bestimmten Tageszeiten zur Verfügung gestellt werden könnte. Auch die Heizungsthermostate müssten herabgesetzt werden.
Um sich auf den Winter vorzubereiten, rät Kerstan, dass die Haushalte schon jetzt über Maßnahmen zum Gassparen nachdenken sollten. Gas, das in den warmen Sommermonaten eingespart werden kann, hilft, die Speicherreserven für den Winter aufzustocken. Zu den von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen gehören der Einbau von Sparduschköpfen und modernen Thermostaten. Außerdem rät er dringend dazu, Gasheizungen überprüfen und einstellen zu lassen, um ihre Effizienz zu gewährleisten.
Große Sorge bereitet auch die Frage, wie mit den steigenden Energiepreisen umgegangen werden soll. “Der Druck auf die Stadtwerke wird immer größer”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy. Laut Dedy könnten viele Stadtwerke in die Pleite rutschen, wenn sie die Gaspreiserhöhungen nicht an ihre Kunden weitergeben.
Steigen die Gaspreise dagegen weiter so stark wie bisher, könnten viele Haushalte mit den Kosten überfordert sein. Alternative Energiequellen werden dringend benötigt. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) fordert zum Beispiel die Errichtung von Windparks in ökologischen Gebieten. Nach der jüngsten Entscheidung der EU-Kommission könnte auch die Kernenergie wieder eine Option werden, die in Betracht gezogen werden sollte.
Foto: Jens Kerstan, Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
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